Beta

Rübe, Amarantgewächs, Amaranthaceae


Beta Pflanze

Gattung:

Beta umfasst, exkl. Patellifolia, etwa 10 Arten (Kew 2022) von Westeuropa über das Mittelmeergebiet bis Südasien.
 

Beta trigyna 

Dreinarbige Rübe,
Beta trigyna
Amarantgewächs, Amaranthaceae

 

Steckbrief:

50–100 cm hohe Staude mit dunkelgrünen Blättern und länglich-herzförmigen Grundblattspreiten. Blütenstände scheinrispig zusammengezogen, Knäuel dicht stehend. Perigonblätter 3–4 mm lang, weiß bis cremeweiß oder rötlich. Antheren das Perigon deutlich überragend, Narben meist 3. Blütezeit Juni bis Juli.
Verwechslungsmöglichkeit: Beta corolliflora ist morphologisch äußerst ähnlich und lässt sich sicher nur über die Chromosomenzahl und die Fortpflanzungsbiologie bestimmen. B. corolliflora ist tetraploid und besitzt n = 18 Chromosomen, sie ist selbststeril, während B. trigyna hexaploid mit n = 27 Chromosomen, und ein fakultativer Apomikt ist (Buttler & Schnedler 1973).
 

Nutzung:

Keine.
 

Ausbreitung: 

Beheimatet in Südost-Europa und Südwest-Asien. Im Gebiet lokal eingeschleppt.
DEUTSCHLAND:  
Sehr selten, so ehemals im Mannheimer Hafen und 1986 an der Bahnlinie zwischen Tuttlingen und Möhringen in Baden-Württemberg (Lutz 1910, Sebald & al. 1990, Hand & Thieme 2023), 1911 bei der Kunstmühle Tivoli in München, seit 1975 am Westhang der Ehrenbürg bei Forchheim, 2020 in Schlaifhausen und ebenfalls 2020 im NSG Grainberg-Kalbenstein in Bayern (Vollmann 1914, Dunkel 2020, Gatterer & Nezadal 2003 sub B. vulgaris, Meierott & al. 2024), Hamburg (Krause 1902), Osnabrücker Hafen in Niedersachsen (Koch 1936), 1912 in Essen-Kupferdreh in Nordrhein-Westfalen (Hegi 1979, Hand & Thieme 2023), 1916 in Dresden-Plauen und ehemals im Botanischen Garten Leipzig in Sachsen (Hegi 1979, Hand & Thieme 2023), ohne dass sie hier kultiviert wurde (Gutte 2006), Wernigerode in Sachsen-Anhalt (Illig 2006) und am Possenbach bei Weimar in Thüringen (Haussknecht 1885, Hand & Thieme 2023). Eine Angabe für Schleswig-Holstein ist laut deutscher Florenliste (Hand & Thieme 2023) irrig.
ÖSTERREICH:
1963 im Schmida-Tal im niederösterreichischen Weinviertel bei Großweikersdorf, wo sie sich mehrere Jahre halten konnte, mittlerweile aber wieder verschwunden ist (Fischer & al. 2008, Berger & Till in: Gilli & al. 2021), 1948 für die Göstinger Heide in Graz in der Steiermark angegeben (Kögeler 1949) und 2020 am Maurer Berg in Wien (Berger & Till in: Gilli & al. 2021). Die Fundangabe Göstinger Heide wurde nachträglich als Beta vulgaris bestimmt (Berger & Till in: Gilli & al. 2021). Der Erstnachweis für Österreich erfolgte demnach 1963.
SCHWEIZ:
Um Genf (Infoflora 2023), 1912 an der Bahn bei Bevers im Graubündner Engadin (Thellung 1919) und bei der Mühle von Pérolles in Freiburg (Thellung 1919).

 
ANDERE LÄNDER:
Subspontan u.a. auch in den Niederlanden (FLORON 2021), Frankreich (Jalas & Suominen 1980), Italien (Jalas & Suominen 1980, Galasso & al. 2024), Griechenland (Jalas & Suominen 1980), Großbritannien (Clement & Foster 1994), 1935 in Tschechien (Pyšek & al. 2012) und Ungarn (Hegi 1979).

 
 
Weitere Arten:

Beta corolliflora

Im weiten Kaukasus-Gebiet ist die Weißblütige Rübe, Beta corolliflora, beheimatet, die im Gebiet unbeständig für Bubenrod in Hessen (Buttler & Schnedler 1973) und für Nordrhein-Westfalen angegeben wird (Hemm 2008). Die Angabe für NRW fehlt in der deutschen Florenliste (Hand & Thieme 2023).
 

Beta lomatogona

Ebenfalls im weiten Kaukasus-Gebiet ist die Saumnarben-Rübe, Beta lomatogona, beheimatet, die im Gebiet unbeständig für Baden-Württemberg angegeben wird (Hand & Thieme 2023).
 

Beta macrocarpa

An Küsten des Mittelmeers ist die Großfrüchtige Rübe, Beta macrocarpa, beheimatet. Im Gebiet wird sie 1906 im Mannheimer Hafen in Baden-Württemberg (Höck 1910), in Nordrhein-Westfalen (Hand & Thieme 2023) und im Hafen Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz (Vollmann 1914, Hand & Thieme 2023) angegeben. Subspontan u.a. auch in Belgien (Verloove 2021) und den Niederlanden (FLORON 2021).
 

Beta vulgaris

Die Echte Rübe, Beta vulgaris subsp. vulgaris, umfasst mehrere Kulturformen, so die Zuckerrübe, B. vulgaris subsp. vulgaris Altissima-Gruppe, die Futterrübe, B. vulgaris subsp. vulgaris Crassa-Gruppe, die Rote Rübe/Bete B. vulgaris subsp. vulgaris Conditiva-Gruppe und Mangold B. vulgaris subsp. vulgaris Cicla-Gruppe. Die Wildsippe, B. vulgaris subsp. maritima ist von den Küsten Westeuropas bis Indien verbreitet und auch in Deutschland beheimatet.
Subspontan konnte die Kulturform u.a. 1904 auf der Deponie Puchheim bei München (Dickoré & Springer 2014), Leipzig-Rehbach und Gohlis in Sachsen (Gutte 2006), bei Prellenkirchen in Niederösterreich (Nadler & Haug 2021), ehemals in Innsbruck in Nordtirol (Polatschek 1999) und Hard gegen Lustenau in Vorarlberg (Polatschek 1999) gefunden werden.
In Rüben-Kulturen können sogenannte „Schosser“ auftreten, also Pflanzen, die bereits im ersten Jahr schießen und Samen bilden, aus denen dann Pflanzen hervorgehen, die als „Unkrautrüben“ landwirtschaftlich Probleme bereiten können (Düll & Kutzelnigg 2022).

 
Als Gemüse- und Zierpflanze wird Mangold, Beta vulgaris subsp. vulgaris Cicla-Gruppe, kultiviert. Beta vulgaris subsp. maritima, der Meerstrand-Mangold ist die Ausgangspflanze für den Kultur-Mangold. Die ältesten archäologischen Funde der Art stammen aus dem nördlichen Holland von einer jungsteinzeitlichen Küstensiedlung. Mangold ist die älteste Kulturform der Gattung Beta und dürfte im östlichen Mittelmeergebiet seit etwa 2000 v.Chr. gebaut werden. Im Gebiet bis ins Mittelalter als Arzneipflanze kultiviert, danach nur noch als Kochgemüse (Mansfeld 1986). Wirtschaftliche Bedeutung hat der Anbau von Mangold noch in den Tropen und Subtropen. Durch die roten oder gelben Blattstiele, die beim Kochen ihre Farbe verlieren, wird Mangold auch bei uns gerne in Gemüsegärten kultiviert. Mangold wird oft auf Märkten angeboten, bei dem es sich tatsächlich aber teilweise um Pak-Choi, einer Zuchtform von Brassica rapa, handelt (Düll & Kutzelnigg 2022).
Adventiv konnte die Pflanze schon 1872 (Rauscher 1872) beobachtet werden, 1891 für den Mannheimer Hafen in Baden-Württemberg angegeben (Zimmermann 1910). Neueren Datums sind Funde wie der von 2011 von einem Erdhaufen bei Mattighofen in Oberösterreich (Hohla 2011). Subspontan u.a. auch in Belgien (Verloove 2021), Norwegen (Gederaas & al. 2012), den Niederlanden (FLORON 2021), Italien (Galasso & al. 2024) und in Tschechien (Pyšek & al. 2012).
 

 

Quellen

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