Alternanthera

Papageienblatt, Amarantgewächs, Amaranthaceae

Gattung:

Alternanthera ist eine taxonomisch schwierige Gattung mit etwa 111 Arten (Kew 2022), beschrieben sind allerdings weit mehr worden. Die meisten sind in den Tropen und Subtropen Amerikas und einige in Afrika, Asien und Australien beheimatet. Einige Arten sind zu pantropischen landwirtschaftlichen Unkräutern geworden oder richten ökologische Schäden an (Verloove 2021). Einige wenige werden als Zierpflanzen kultiviert, insbesondere Alternanthera ficoidea und verwandte Taxa (Jäger & al. 2008).
 

Alternanthera pungens

Stechendes Papageienblatt,
Alternanthera pungens (inkl. A. repens),
Amarantgewächs, Amaranthaceae

 

Steckbrief:

Kriechende, mehrjährige Pionierpflanze, bei der die oberirdischen Teile während der Trockenzeit absterben und die Pflanze mit ihrer fleischigen Pfahlwurzel überdauert. Blüten in kleinen Büscheln in den Blattachseln, Früchte stachelig, papierartig.
 

Heimat:

Tropisches Mittel- und Südamerika.
 

Nutzung:

Keine.
 

Ausbreitung:

Vermehrt sich sowohl generativ als auch vegetativ durch an den Knotenpunkten wurzelnden Stängeln.
DEUTSCHLAND:
Unbeständig, so 1953 in Baumwollabfall-Kompost in Atzenbach in Baden-Württemberg (Baumgartner 1975), Hamburg (Krause 1902), 1900 in Hannover-Döhren in Niedersachsen (Hegi 1979), 1971 und 1981 in Leipzig-Möckern, 1932 bei Cossmannsdorf und Mockritz in Sachsen (Gutte 2006, Kapp 1961, Hegi 1979) und Rodleben in Sachsen-Anhalt (Gutte 2006, Ascherson & Graebner 1919).
ÖSTERREICH: ---
SCHWEIZ:
Derendingen und Luterbach in Solothurn (Hegi 1979).
ANDERE LÄNDER:
Subspontan u.a. auch in Belgien (Verloove 2021), Spanien (Jalas & Suominen 1980), Italien (Galasso & al. 2024) und Großbritannien (Clement & Foster 1994). In Australien und im südlichen Afrika sich lokal einbürgernd.

 

Weitere Arten:

Alternanthera bettzickiana

Im nördlichen Südamerika ist das Bettzick-Papageienblatt, Alternanthera bettzickiana, beheimatet. Wegen seiner intensiven Bewurzelung wird es in Indonesien als Bodenbedeckungspflanze zum Erosionsschutz von Terrassen, vor allem in Teeplantagen, kultiviert. Blätter und Triebspitzen werden als Gemüse genutzt (Mansfeld 1986). Im Gebiet wird es selten als blattzierende Beetpflanze und submers als Aquarienpflanze kultiviert und wird sehr selten subspontan angegeben, so 1908 für Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz (Hegi 1979). Die Art ist in der deutschen Florenliste (Hand & Thieme 2023) nicht angegeben. In den Tropen der Erde mittlerweile vielfach auftretend.
 
Die Art ist zu Ehren des Hofgärtners Bettzick benannt, der um die Mitte des 19. Jahrhunderts den Garten des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch in Snaminsk betreute (Hegi 1979).

Alternanthera denticulata

Das Feinzähnige Papageienblatt, Alternanthera denticulata, ist in Australien, Neuseeland und Neuguinea beheimatet. Im Gebiet eingeschleppt konnte es 1890 bei Hannover-Döhren in Niedersachsen (Hegi 1979), 1926 und 1929 in Essen-Kettwig in Nordrhein-Westfalen (Hegi 1979), 1934 und 1937 bei Cossmannsdorf in Sachsen (Hegi 1979) und 1936 bei Derendingen in Solothurn (Hegi 1979) gefunden werden. Die Art ist in der deutschen Florenliste (Hand & Thieme 2023) für Niedersachsen als fraglich (?) angegeben.
 

Alternanthera ficoidea

In Süd- und Mittelamerika ist das Feigen-Papageienblatt, Alternanthera ficoidea, ursprünglich. Es wird in Europa seit spätestens 1865 gärtnerisch genutzt und in buntblättrigen Sorten wie `White Carpet´ oder `Amoena´ als Zierpflanze für innen und für Sommerrabatten verwendet. Im Gebiet ehemals sehr selten mit Wolle eingeschleppt, so 1896 in Hamburg-Reiherstieg (Hegi 1979, Hand & Thieme 2023), 1908 angegeben für den Ludwigshafener Hafen in Rheinland-Pfalz (Zimmermann 1913), 1935 bei Cossmannsdorf in Sachsen (Hegi 1979, Hand & Thieme 2023) und 1926 in Derendingen im Kanton Solothurn (Hegi 1979). Subspontan ehemals auch in Großbritannien (Clement & Foster 1994).  

Alternanthera nodiflora

In Australien ist das Knotenblütige Papageienblatt, Alternanthera nodiflora, beheimatet. In den Tropen, vor allem im tropischen Afrika ist sie vielerorts eingebürgert, im Gebiet nur selten mit Wolle eingeschleppt aufgetreten, so 1935 bei Derendingen im Kanton Solothurn (Hegi 1979). Außerdem u.a. in Belgien und England (Hegi 1979), Spanien (Jalas & Suominen 1980) und Großbritannien (Clement & Foster 1994).
 

Alternanthera paronychioides

Das Mauermieren-Papageienblatt, Alternanthera paronychioides (inkl. A. pilosa), ist im tropischen Amerika beheimatet und befindet sich im tropischen und subtropischen Asien in Einbürgerung. Es wird im Gebiet sehr selten als Blattschmuckpflanze in wenigen Sorten wie `Aurea´ mit grünen, gelb gesprenkelten Blättern kultiviert und fand sich selten subspontan, so 1891 auf Kaffeeabfällen in Hamburg-Blankenese und 1896 auf dem Kleinen Grasbrook in Hamburg (Hegi 1979, Hand & Thieme 2023) und 1906 in Roßlau-Rodleben in Sachsen-Anhalt (Hegi 1979, Hand & Thieme 2023 sub A. pilosa). Subspontan u.a. auch in Belgien (Verloove 2021), in Italien (Galasso & al. 2024) und Großbritannien (Clement & Foster 1994).
 

Alternanthera philoxeroides

Eine weitere Art, das südamerikanische Alligatorkraut, Alternanthera philoxeroides, ist eine in den Tropen und Subtropen gefürchtete invasive Art, deren ausgedehnte Matten ein Hindernis für die Schifffahrt, eine Gefahr von Überschwemmungen und das vermehrte Auftreten von Stechmücken darstellt (Neobiota 2020). Durch Alligatorkraut-Flohkäfer, Agasicles hygrophila, Alligatorkraut-Thrips, Amynothrips andersoni, und Alligatorkraut-Stängelbohrer, Arcola malloi, wird versucht, dieser Pflanze, die durch allelopathische Verbindungen die Pflanzenkonkurrenz zurückdrängt, Herr zu werden. Andererseits wird die Art in China in Kanälen als Gründünger kultiviert und in Louisiana auf Krebsfarmen als Futterpflanze für die Krebse gezogen (Mansfeld 1986).
Sichere Vorkommen aus dem Gebiet sind bislang nicht bekannt. Für Bayern wird die Art in der deutschen Florenliste (Hand & Thieme 2023) als fraglich (?) angegeben. In Frankreich aber lokal seit 1971 und in Italien lokal seit 2001 etabliert. Der Einschleppungsweg nach Europa ist unbekannt, aber vermutlich wurde die Art als Zier- oder Aquarienpflanze, möglicherweise unter einem anderen Namen, eingebracht und ist durch unachtsame Entsorgung in die Natur gelangt. Samen der Art wurden auch in verunreinigtem Vogelfutter festgestellt. Das Alligatorkraut wurde über Ballastwasser bzw. mit Schiffsladungen 1885 in die USA, 1906 in Neuseeland und in den 1940er-Jahren in Australien eingeschleppt (Cabi 2024). Für die Bekämpfung der Pflanze wurden im australischen New South Wales in den Jahren 2008 bis 2009 rund 1,3 Mio. US-Dollar ausgegeben, in China sollen es jährlich etwa 72 Mio. US-Dollar sein (Neobiota 2020), wenngleich solche Zahlen immer mit Vorsicht zu bewerten sind. Die Art wurde 2017 in die EU-Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung aufgenommen (Nehring & Skowronek 2023).

 

Alternanthera sessilis 

Das Sitzende Papageienblatt, Alternanthera sessilis (Syn.: A. polygonoides, A. amoena), ist in den Tropen Süd- und Mittelamerikas verbreitet und wird in der Aquaristik häufig verwendet, wenngleich dort oft eine andere Art, Alternanthera reineckii, als A. sessilis gehandelt wird. In Indien und Sri Lanka werden die Blätter als Gewürz, Gemüse und Heilkraut genutzt. Im Gebiet sehr selten und vorübergehend subspontan, so als Gartenflüchtling bei Hannover in Niedersachsen (Hegi 1979, Hand & Thieme 2023), Dülmen und Essen-Kettwig in Nordrhein-Westfalen (Hegi 1979, Hand & Thieme 2023) und ehemals Cossmannsdorf in Sachsen (Breitfeld & al. 2021). Subspontan u.a. auch in Belgien (Verloove 2021) und Großbritannien (Clement & Foster 1994).
 

Quellen:

Ascherson P. & P. Graebner (1919): Synopsis der mitteleuropäischen Flora. Band V/1, Leipzig, 948 Seiten.

Baumgartner W. (1975): Die Baumwolladventivflora von Atzenbach (Baden BRD) und Issenheim (Elsass Frankreich) – Bauhinia 5/3: 119-129.

Breitfeld M., Hertel E. & Baumann A. (2021): Flora Adventiva – Eine Zusammenstellung der in Deutschland nachgewiesenen Pflanzen, welche nicht in den Bestimmungswerken erwähnt werden; Markneukirchen, 677 S.

CABI (2024): Invasive Species Compendium - https://www.cabi.org/publishing-products/invasive-species-compendium/

Clement E. J. & Foster M. C. (1994): Alien plants of the British Isles. – London: Botanical Society of the British Isles. 591 p.

Galasso G., F. Conti, L. Peruzzi, A. Alessandrini, N. M. G. Ardenghi, G. Bacchetta, E. Banfi, G. Barberis, L. Bernardo, D. Bouvet, M. Bovio, M. Castello, L. Cecchi, E. Del Guacchio, G. Domina, S. Fascetti, L. Gallo, R. Guarino, L. Gubellini A. Guiggi, N. Hofmann, M. Iberite , P. Jiménez-Mejíase, D. Longo, D. Marchetti, F. Martini, R. R. Masin, P. Medagli, C. M. Musarella , S. Peccenini, L. Podda, F. Prosser, F. Roma-Marzio, L. Rosati, A. Santangelo, A. Scoppola, A. Selvaggi, F. Selvi, A. Soldano, A. Stinca, R. P. Wagensommer, T. Wilhalm & F. Bartolucci (2024): A second update to the checklist of the vascular flora alien to Italy – Plant Biosystems 158: 297-340.

Gutte P. (2006): Flora der Stadt Leipzig, einschließlich Markkleeberg – Weißdorn-Verlag, Jena, 278 S.

Hand R. & Thieme M. (2023): Florenliste von Deutschland (Gefäßpflanzen), begründet von Karl Peter Buttler. https://www.kp-buttler.de/florenliste/index.htm



Hegi G. (1979): Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band 3 (Teil 2). 3.Aufl. – Paul Parey, Berlin und Hamburg. 453–1264.

Jäger E. J., Ebel F., Hanelt P. & Müller G. K. (2008): In: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, Band 5, Spektrum, 874 S.

Jalas J. & Suominen J. (1980): Atlas Florae Europaeae 5 – Chenopodiaceae to Basellaceae. Akateeminen Kirjakauppa Helsinki. 119 S.

Kapp E. (1961): Beitrag zur oberrheinischen, speziell elsässischen Adventivflora: Archaeophyten, Epoekophyten und Neophyten – Mitteilungen des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz e.V. Freiburg 8: 159-161.

Kew (2022): Kew science – Plants of the World Online - Plants of the World Online | Kew Science

Krause E. H. L. (1902): J. Sturm´s Flora von Deutschland. 6. & 7. Band. 2. Auflage. Lutz, Stuttgart.

Mansfeld R. (1986): Verzeichnis landwirtschaftlicher und gärtnerischer Kulturpflanzen - Band 1, 578 Seiten, Springer-Verlag.

Nehring S. & S. Skowronek. (2023): Die invasiven gebietsfremden Arten der Unionsliste der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 - Dritte Fortschreibung 2022 (bsz-bw.de) BfN-Schriften 654-2023

Neobiota (2020): Neobiota in Österreich - Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. http://www.neobiota-austria.at/ms/neobiota-austria//neobiota_imp/ 

Verloove V. (2021): Manual of the Alien Plants of Belgium –  http://alienplantsbelgium.be

Zimmermann F. (1913): 1. Nachtrag zur Adventiv- und Ruderalflora von Mannheim, Ludwigshafen– Pollichia 27-28: 1-44.