Alnus

Erle, Birkengewächs, Betulaceae

Gattung:

Alnus umfasst etwa 41 Arten (Kew 2022), die vor allem auf der Nordhalbkugel verbreitet sind. Auf der Südhalbkugel reicht eine Art, A. acuminata, in Südamerika südlich bis Argentinien.
 

Alnus cordata 

Herzblättrige Erle,
Alnus cordata  
Birkengewächs, Betulaceae

 

Steckbrief:

Bis 15 m hoher, sommergrüner, einhäusiger Baum mit eiförmigen, fein gesägten, 5−10 cm langen, dunkelgrün glänzenden, lang gestielten Blattspreiten mit herzförmiger Basis. Blütenkätzchen vor den Blättern erscheinend, männliche grünlich, 5−10 cm lang. Blütezeit März bis April.

 

Heimat:

Korsika, Sardinien, Albanien und süditalienisches Festland.
 

Nutzung:

Selten als Zier- oder Landschaftsgehölz gezogen, vor allem für Stellen mit wenig Platz im Wurzelbereich. Die Art ist windfest, industriefest, stadtklimafest und treibt sehr früh aus, wodurch sie manchmal spätfrostgefährdet ist (Bruns 2009). Erlen haben die Fähigkeit, Luftstickstoff mit Hilfe von Strahlenpilzen zu binden.

Ausbreitung:

Seit spätestens 1820 in gärtnerischer Kultur (Bärtels & Schmidt 2014).
DEUTSCHLAND:
U.a. in Konstanz und Karlsruhe-Rintheim in Baden-Württemberg (Schmitz 2010, Breunig 2007), Marburg an der Lahn in Hessen (Ludwig 2005), Niedersachsen (Hand & Thieme 2023), am alten Hauptfriedhof in Krefeld, Essen-Katernberg, Bochum-Westpark, in Kamen im Kreis Unna und mehrere tausend Jungpflanzen in Castrop-Rauxel, Stadtteil Behringhausen in Nordrhein-Westfalen (BBV 2010, BBV 2013, BBV 2014, BBV 2017, Breitfeld & al. 2021), Rheinland-Pfalz (Hand & Thieme 2023) und in Sachsen (Hand & Thieme 2023).
ÖSTERREICH:
Bei Roith in Oberösterreich (Essl 2006), 2008 bei Gutratberg im Salzburger Tennengau (Stöhr & al. 2012) und am Murufer zwischen Ehrenhausen und Spielfeld in der Steiermark, wo die Art auch lokale Einbürgerungstendenzen zeigt (Stöhr & al. 2006). Der Erstnachweis für Österreich erfolgte 2001 (Glaser & al. 2025). Eine ehemalige Angabe für Nordtirol dürfte irrig sein (Pagitz & al. 2023).
SCHWEIZ:
Sehr vereinzelt, so bei Lausanne in der Waadt und im Kanton Zürich (Infoflora 2023).
ANDERE LÄNDER:
Subspontan u.a. auch in den Niederlanden (FLORON 2021), in Frankreich (INPN 2021, Jalas & Suominen 1979) und Großbritannien (Clement & Foster 1994).
 

Weitere Arten:

Alnus japonica

Die ostasiatische Japanische Erle, Alnus japonica, kam vor 1880 nach Europa und wird im Gebiet sehr selten kultiviert.
 
Entsprechend selten findet sie sich subspontan, so im Flachgau in Salzburg (Pflugbeil & Pilsl 2013). Der Erstnachweis für Österreich erfolgte 2011 (Glaser & al. 2025).

Alnus serrulata

Im östlichen Nordamerika ist die Gesägtblättrige Erle, Alnus serrulata, beheimatet. Die Art kam um etwa 1769 nach Europa, spielt aber gärtnerisch und im Forst keine Rolle. Sie wird trotzdem ehemals „Auf der Hohen Acht“ in Rheinland-Pfalz naturverjüngt angegeben (Geisenheyner 1891). Die Art ist in der deutschen Florenliste (Hand & Thieme 2023) nicht angegeben.
 

Alnus ×spaethii

Die nach ihrem Züchter, dem Berliner Botaniker und Baumschulisten Franz Späth (1839−1913) benannte Purpur-Erle, Alnus ×spaethii, ist eine Kulturhybride aus Japanischer Erle, Alnus japonica, und Kaukasischer Erle, Alnus subcordata, die im Jahr 1908 in der Baumschule Späth entstand. Franz Späth konnte die in 5. Generation in Familienbesitz befindliche Späth-Baumschule in Berlin-Neu Britz zur seinerzeit größten Baumschule der Welt erweitern. Die Purpur-Erle hält ihr Laub lange im Herbst und ist windfest (Bruns 2009). Ihre von Dezember bis März erscheinenden Blüten können Allergien auslösen, weshalb sie heute kaum mehr im städtischen Bereich gepflanzt wird. Subspontan wurde sie in Niedersachsen gefunden (Hand & Thieme 2023). Subspontan u.a. auch in Belgien (Verloove 2021).
 

Quellen:

Bärtels A. & Schmidt P. A. (2014): Enzyklopädie der Gartengehölze – Ulmer-Verlag Stuttgart, 883 S.

BBV-Bochumer Botanischer Verein (2010): Bemerkenswerte Pflanzenvorkommen in Bochum (Nordrhein-Westfalen) und Umgebung im Jahr 2010 - Jahrb. Bochumer Bot. Ver.2: 144–182.

BBV-Bochumer Botanischer Verein (2013): Bemerkenswerte Pflanzenvorkommen aus dem östlichen Ruhrgebiet im Jahr 2013- Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 5: 108–129.

BBV-Bochumer Botanischer Verein (2014): Bemerkenswerte Pflanzenvorkommen aus dem östlichen Ruhrgebiet im Jahr 2014- Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 6: 120–140.

BBV-Bochumer Botanischer Verein (2017): Beiträge zur Flora Nordrhein-Westfalens aus dem Jahr 2017 - Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 9: 115–161.

Breitfeld M., Hertel E. & Baumann A. (2021): Flora Adventiva – Eine Zusammenstellung der in Deutschland nachgewiesenen Pflanzen, welche nicht in den Bestimmungswerken erwähnt werden; Markneukirchen, 677 S.

Breunig T. (2007): Neue Fundorte - Bestätigungen – Verluste (387-396) – Ber. Botan. Arbeitsgem. Südwestdeutschland 4: 107-109; Karlsruhe.

Bruns J. (2009): Bruns Pflanzen – Sortimentskatalog Gehölze 2009/2010 – Ulmer Verlag, 1123 S.

Essl F. (2006): Floristische Beobachtungen aus dem östlichen Oberösterreich und dem angrenzenden Niederösterreich, Teil V – Beitr. Naturk. Oberösterreichs 16: 161–195.

Fischer M., Oswald K. & Adler W. (2008): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol; 3., verb. Aufl. der „Exkursionsflora von Österreich“ (1994). – Linz: OÖ Landesmuseum; 1392 S.

FLORON (2018): Floron Verspreidingsatlas Vaatplanten – www.verspreidingsatlas.nl

Geisenheyner L. (1891): Bericht der Commission für die Flora von Deutschland 1890 – XI. Niederrheinisches Gebiet  - Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 9: 132-136.

Glaser M., C. Gilli, N. Griebl, M. Hohla, G. Pflugbeil, O. Stöhr, P. Pilsl, L. Ehrendorfer-Schratt, H. Niklfeld & F. Essl (2025): Checklist of Austrian neophytes (2nd edition) – Preslia 97: 413−539.


 



Hand R. & Thieme M. (2023): Florenliste von Deutschland (Gefäßpflanzen), begründet von Karl Peter Buttler. https://www.kp-buttler.de/florenliste/index.htm

Infoflora (2023): Das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora – https://www.infoflora.ch/de/

INPN (2021): Inventaire National du Patrimoine Naturel – plants in french territories - https://inpn.mnhn.fr

Jalas J. & Suominen J. (1979): Atlas Florae Europaeae 4 – Polygonaceae. Akateeminen Kirjakauppa Helsinki. 71 S.

Kew (2023): Kew science – Plants of the World Online - Plants of the World Online | Kew Science

Ludwig W. (2005): Über Allium zebdanense, Alnus cordata, Chamaesyce prostrata und Ranunculus psilostachys ‒ zu Funden in und bei Marburg a. d. Lahn. ‒ Hess. Florist. Briefe 54: 23‒28, Darmstadt.

Pagitz K., O. Stöhr, M. Thalinger, I. Aster, M. Baldauf, C. Lechner-Pagitz, H. Niklfeld, L. Schratt-Ehrendorfer & P. Schönswetter (2023): Rote Liste und Checkliste der Farn- und Blütenpflanzen Nord- und Osttirols – Natur in Tirol, Band 16.

Pflugbeil G. & Pilsl P. (2013): Vorarbeiten an einer Liste der Gefäßpflanzen des Bundeslandes Salzburg, Teil 1: Neophyten - Mitt. Haus der Natur 21: 25–83.

Schmitz G. (2010): Über Verwilderungen der Herzblättrigen Erle, Alnus cordata, in Konstanz – Berichte der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland 6: 85-86.

Stöhr O., Wittmann. h., Schröck C., Essl F., Brandstätter G., Hohla M., Niederbichler C. & Kaiser R. (2006): Beiträge zur Flora von Österreich – Neilreichia 4: 139–190.

Stöhr O., Pilsl P., Staudinger M., Kleesadl G., Essl F., Englisch Th., Lugmair A. & Wittmann H. (2012): Beiträge zur Flora von Österreich, IV – Stapfia 97: 53–136.

Verloove V. (2021): Manual of the Alien Plants of Belgium –  http://alienplantsbelgium.be