Albizia

Seidenbaum, Hülsenfrüchtler, Fabaceae

Gattung:

Albizia umfasst etwa 99 Arten (Kew 2023) und ist in den Tropen und Subtropen fast weltweit verbreitet. Mannigfaltigkeitszentren sind das tropische Afrika und das tropische Südost-Asien.
 

Albizia julibrissin  

Seidenbaum,
Albizia julibrissin  
Hülsenfrüchtler, Fabaceae

 

Steckbrief:

Bis 5 m hoher, sommergrüner, kurzlebiger Kleinbaum mit fächerartigen Ästen und paarig gefiederten Blättern, die sich abends ähnlich den Mimosen zusammenklappen, daher auch die deutsche Benennung Schlafbaum. Blüten in dichten, kugeligen Köpfchen auf langen Stielen. Staubblätter rosa, zart, auffällig. Kronblätter zurückgebildet, verwachsen, 7−8 mm lang, Kelchblätter zu einer 3−4 mm langen Röhre verwachsen. Hülse 7−13 cm lang, mit jeweils 8−12 Samen. Blütezeit Juni bis Juli.
 

 

Name:

Der Gattungsname ehrt den Florenzer Adeligen Filippo degli Albizzi (1724−1789), der den Seidenbaum etwa 1749 über Konstantinopel nach Europa brachte. Der Artbeiname ist eine Wiedergabe des persischen „gole abrisham“, das ins Deutsche übersetzt „Seidenflocke“ bedeutet.
 

Heimat:

Asien vom Kaukasusgebiet bis China.
 

Nutzung:

In wärmebegünstigten Lagen des Gebiets als Zierbaum, in verschiedenen Sorten: `Rosea´ (1918) und `Ernest Wilson´ (1919) gelten als die winterhärtesten Sorten. Sie entstanden aus Samen im Arnold Arboretum in Boston, die Wilson in Seoul in Korea gesammelt hatte (CABI 2023). Bei `Summer Chocolate´ (etwa 1996) färben sich die an sich grünen Blätter im Laufe des Jahres rotbraun, `Umbrella´ (1991) setzt bereits als Jungbaum erste Blüten an. Neuere Zuchtziele sehen die Resistenz gegenüber der „Mimosenwelke“, verursacht durch Fusarium oxyspermum subsp. perniciosum im Vordergrund. Sorten wie `Charlotte´ und `Tryon´ gelten als resistent gegenüber dem Welkepilz (CABI 2023). In Japan wird die Art zur Dünenfestigung gepflanzt, in Indien als Wirtsbaum für Lackinsekten, in China dienen die Blätter als Gemüse (Mansfeld 1986). Die Art ist resistent gegenüber Hallimasch (Armillaria sp.) (Cabi 2023).
 

Ausbreitung:

Die Samen bleiben über 50 Jahre lang keimfähig (CABI 2023).
DEUTSCHLAND:
In der Oberrheinebene in Baden-Württemberg (Hassler & Muer 2022), 2015 auf Baumscheibe in der Hallstadter Straße in Bamberg und 2002 am Güterbahnhof Lichtenfels in Bayern (Gatterer & Nezadal 2003, Thomas 2015, Meierott & al. 2024) und in Rheinland-Pfalz (Lang & Wolff 2018).
ÖSTERREICH:
2021 in Illmitz und 2022 in Neusiedl am See im Burgenland (Nadler 2022, Griebl & al. in: Pachschwöll & al. 2025), 2021 bei Traiskirchen in Niederösterreich (Prinz 2022, Griebl & al. in: Pachschwöll & al. 2025), 2019 in Grambach in der Steiermark bei einer Gärtnerei (Griebl 2019, Griebl & al. in: Pachschwöll & al. 2025) und 2024 in der Zschokkegasse im 22. Wiener Gemeindebezirk (Nadler 2024). Der Erstnachweis für Österreich erfolgte 2019 (Glaser & al. 2025). In Südtirol am Ufer der Talfer zwischen Talferspitz und Talferbrücke (Wilhalm & al. 2004).
SCHWEIZ:
Verwildert mehrfach um den Genfer See und im südlichen Tessin, außerdem bei Hauterive in Neuenburg (Infoflora 2023).  
ANDERE LÄNDER:
Subspontan u.a. auch in Frankreich (INPN 2021). In Teilen der USA invasiv, dort aber durch die „Mimosenwelke“  in den letzten Jahrzehnten wieder weniger werdend (Schütt & Lang 2014).

Quellen:

CABI (2023): Invasive Species Compendium - https://www.cabi.org/publishing-products/invasive-species-compendium/

Gatterer K. & Nezadal W. (2003): Flora des Regnitzgebietes – Die Farn- und Blütenpflanzen im zentralen Nordbayern, 2 Bände, insg. 1058 S., IHW-Verlag, Eching.

Glaser M., C. Gilli, N. Griebl, M. Hohla, G. Pflugbeil, O. Stöhr, P. Pilsl, L. Ehrendorfer-Schratt, H. Niklfeld & F. Essl (2025): Checklist of Austrian neophytes (2nd edition) – Preslia 97: 413−539.


Griebl N. (2019): Albizzia julibrissin verwildert - http://forum.flora-austria.at/viewtopic.php?f=10&t=1686&p=7333&hilit=albizzia#p7333

Griebl N., P. Hacker, K. Nadler & M.A. Prinz in: Pachschwöll C., Gilli C. & H. Niklfeld (2025): Floristische Neufunde (509–620) – Neilreichia 15: 127–248.


Hassler M. & Muer T. (2022): Flora Germanica – Bildatlas der Farn- und Gefäßpflanzen Deutschlands. 2 Bände.

Infoflora (2023): Das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora – https://www.infoflora.ch/de/

INPN (2021): Inventaire National du Patrimoine Naturel – plants in french territories - https://inpn.mnhn.fr

Kew (2023): Kew science – Plants of the World Online - Plants of the World Online | Kew Science



Lang W. & P. Wolff (2018): Vierter Nachtrag zur „Flora der Pfalz“ – Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen für die Pfalz und ihre Randgebiete – Mitteilungen der Pollichia 99: 55-60.

Mansfeld R. (1986): Verzeichnis landwirtschaftlicher und gärtnerischer Kulturpflanzen - Band 1, 578 Seiten, Springer-Verlag.

Meierott L., Fleischmann A., Klotz J., Ruff M. & W. Lippert (2024): Flora von Bayern – Haupt Verlag, Bern, 4 Bände.Nadler K (2022): Etablierung "exotischer" Gehölze aus wärmeren Gefilden in Österreich - http://forum.flora-austria.at/viewtopic.php?f=10&t=3676

Nadler K (2024): Etablierung "exotischer" Gehölze aus wärmeren Gefilden in Österreich - http://forum.flora-austria.at/viewtopic.php?f=10&t=3676

Prinz M. (2022): in: Nadler K.- Etablierung "exotischer" Gehölze aus wärmeren Gefilden in Österreich

Schütt P. & Lang U. (2014): Enzyklopädie der Holzgewächse: Handbuch und Atlas der Dendrologie - Wiley‐VCH Verlag

Thomas F. (2015): Flora von Oberfranken - http://flora-oberfranken.de/html/albizia_julibrissin.html 100 of the World's Worst Invasive Alien Species. Global Invasive Species Database.

Wilhalm T., Zemmer F., Beck R., Stockner W. & Tratter W. (2004): Für die Flora Südtirols neue Gefäßpflanzen (3): Ergebnisse der floristischen Kartierung, vornehmlich aus den Jahren 2002–2004 – Gredleriana Vol.4: 381–412.