Ailanthus

Götterbaum, Bittereschengewächs, Simaroubaceae

Gattung:

Ailanthus umfasst etwa 6 Arten (Kew 2022) in Ost- und Südasien und Australien. Mannigfaltigkeitszentrum sind die chinesischen Provinzen Sichuan und Yunnan.
 

Ailanthus altissima

Götterbaum,
Ailanthus altissima  
Bittereschengewächs, Simaroubaceae

 

Steckbrief:

10–25 m hoher, zweihäusiger, schnellwüchsiger Baum mit grünlichen, kurz behaarten Sprossen. Ältere Zweige rötlich oder bräunlich, verkahlend. Blätter groß, unpaarig gefiedert mit 15–35 Blättchen. Diese lanzettlich, ganzrandig, an der Basis oft mit jederseits einem Zahn. Blüten fünfzählig, cremeweiß, in rispenartigen Blütenständen mit durchdringendem Geruch. Im Spätsommer entwickeln sich beidseitig geflügelte und spiralig gedrehte, grüne bis braunrote Früchte. Blütezeit Juni.

 

Name:

„Ailanto“ ist ein auf den Molukken gebräuchlicher Name und bedeutet Baum des Himmels (Bruns 2009).

Nutzung: 

Als schnellwachsender Sichtschutz und zur Begrünung von urbanindustriellen Standorten, auch als Alleebaum, Bienenweide und Ziergehölz (Berki 2014). In wenigen Ziersorten wie `Purple Dragon´ mit braunrotem Laub. Götterbaumhonig ist würzig und lokal eine Spezialität. Der Götterbaum ist stadtklimafest, wärmeliebend, relativ resistent gegen Salz, Trockenheit und Herbizide und wird nicht vom Wild verbissen (Bruns 2009). Er gilt als schnellstwüchsiger Baum in Europa (Bruns 2018).

Ausbreitung:

Beheimatet in Südost-China und Nord-Vietnam. Um das Jahr 1740 schickte der französische Jesuitenpater Pierre d´Incarville (1706−1757) Samen des Götterbaumes nach Paris im Glauben, dass es sich um den Lackbaum, Rhus verniciflua, handelte, dessen Saft zur Herstellung von Möbellack gebraucht wurde. Trotz anfänglicher Enttäuschung fand der Baum in der Alten wie auch in der Neuen Welt Verbreitung. 1751 wurde er in London, 1780 in Berlin und 1784 in Philadelphia kultiviert (Kowarik 2011). Einige Jahrzehnte später erfolgten Pflanzungen in Nord- und Südamerika, Südafrika, Australien und Neuseeland und auch in wärmeren Ländern Europas wurde der Götterbaum forstlich und zum Schutz vor Erosion gepflanzt. In Wien bemühte man sich, mit Hilfe des Baumes den Seidenspinner als Nutztier in Europa einzuführen und trug damit zu seiner Verbreitung in Mitteleuropa bei. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine weitere Anbauwelle in Europa, um Seide zu produzieren. Die Pflanzen dienten als Nahrungsquelle für den ebenfalls eingeführten Götterbaum-Spinner, Samia cynthia. Darüber hinaus ist der Baum bei Imkern beliebt, denn sein Honig gilt als Spezialität.
Erste Verwilderungen aus dem Gebiet sind seit dem Jahr 1901 bei Freienwalde in Brandenburg bekannt (Ascherson & Retzdorff 1902). Gegenwärtig weit verbreitet mit noch deutlicher Häufung in den wärmeren Regionen. Entlang von Autobahnen und Bahnlinien, aber auch im städtischen Bereich ist eine offensichtliche Bestandszunahme und Arealausdehnung erkennbar (Kowarik 2011). Der Götterbaum hat die Fähigkeit, in naturnahe Wälder einzudringen (Düll & Kutzelnigg 2022), so beispielsweise massiv am Buchkogel bei Wildon in der Steiermark. Die Vermehrung im Gebiet erfolgt in erster Linie vegetativ durch Wurzelsprosse an langen Ausläufern. Die Pflanzen können schon im ersten Jahr bis zu drei Meter hoch werden. Ein Zurückschneiden der Pflanze fördert die Vermehrung durch Stockausschläge und Wurzelsprosse (Düll & Kutzelnigg 2022).
Der Götterbaum bildet Dominanzbestände mit Veränderung von Vegetationsstrukturen und konkurriert mit gefährdeten Arten auf Magerrasen. Das oft starke Wachstum, verbunden mit der Unterdrückung der übrigen Vegetation hängt mit der Abgabe chemischer Substanzen zusammen, die das Wachstum benachbarter Pflanzen hemmen, der sogenannten Allelopathie (Düll & Kutzelnigg 2022). Für die heimische Tierwelt ist die Art kaum nutzbar, selbst die Blüten werden fast nur von Honigbienen besucht (ÖGG 2023). Rinde und Blätter können allergische Hautreizungen auslösen (Nehring & Skowronek 2020).
Im Mittelmeerraum hat die Bekämpfung des Götterbaumes bereits hohe Kosten verursacht. In Österreich wird ein Verticillium-Präparat namens „Ailantex“ zur Eindämmung des Götterbaumes eingesetzt, welches besonders gut in flächigen Beständen, die durch Wurzelbrut entstanden und über die Wurzeln verbunden sind, wirkt. In Nordamerika wurde die spezialisierte Rüsselkäfer-Art Eucryptorrhynchus brandti getestet, um den Götterbaum biologisch zu bekämpfen. Die Larven der Art verursachen in Ostasien, wo die Art beheimatet ist, Schäden durch Rindenfraß und können dort die Götterbäume zum Absterben bringen. Sie bevorzugen allerdings klar geschädigte oder geschwächte Pflanzen. Der Zünsler Lycorma delicatula befällt Rinde und Zweige und macht die Pflanze anfällig für Trockenfäule (Cabi 2024).
Die Art wurde 2019 in die EU-Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung aufgenommen (Nehring & Skowronek 2023). Auch in der Schweiz auf der „Schwarzen Liste der invasiven Neophyten“.

 
DEUTSCHLAND:
Bisher ist der Götterbaum auf wärmere Gebiete beschränkt, so im Osten des Landes und im Rheintal und auch hier die städtischen Wärmeinseln bevorzugend. Häufig etwa in Berlin und Dresden. Der Erstnachweis für Bayern erfolgte um 1950 (Meierott & al. 2024). Gegenwärtig in allen deutschen Bundesländern vorhanden und sich weiter ausbreitend.
ÖSTERREICH:
Der Götterbaum war in Wien bereits vor dem 2. Weltkrieg eine Charakterart der östlichen und südlichen Stadtbezirke (Mariani 1935). Ausgangspunkt hierfür mag die bereits gegen 1870 in großem Maßstab erfolgte Bepflanzung der Ringstraße gewesen sein (Engelhardt 1901). Der Götterbaum begründete im 19. Jahrhundert die Erstbepflanzung der Wiener Ringstraße - der letzte Götterbaum verschwand dort 2005 (Bruns 2018). Die stärkste Ausbreitung erfolgte jedoch erst auf den Trümmerschuttflächen, nach deren Bebauung die Art auf Ruderalstandorten wie Hinterhöfe, Mauerkronen und Straßenränder erhalten blieb (Kowarik & Böcker 1984). Der Erstnachweis subspontan auftretender Pflanzen für Österreich erfolgte 1920 (Glaser & al. 2025).
Gegenwärtig ist die Art im pannonischen Raum, so vor allem in Wien und in den Wäldern um die Donau östlich von Wien, häufig und weit verbreitet, im übrigen Österreich zerstreut mit deutlicher Ausbreitungstendenz (Fischer & al. 2008, Ließ & Drescher 2008).
SCHWEIZ:
Insbesondere im Tessin entlang von Straßen und Eisenbahnlinien (Wunder & al. 2014), aber auch im Norden in Ausbreitung befindlich mit über 90 Fundstellen (Gurtner & al. 2015). Im Kanton Zürich vor 1931 in der Stadt Zürich subspontan vorhanden (Wohlgemuth & al. 2020). Auch in Liechtenstein, so in Schaan (Waldburger & al. 2003).
ANDERE LÄNDER:
Subspontan etwa in Norwegen (Gederaas & al. 2012), in den Niederlanden (FLORON 2021), Frankreich (INPN 2021), seit 1874 in Tschechien (Pyšek & al. 2012), seit 1964 in der Slowakei (Medvecká & al. 2012).

Weitere Art:
 

Ailanthus vilmoriniana

Aus dem westlichen China stammt der Dornige Götterbaum, Ailanthus vilmoriniana. Er kam um 1897 nach Europa und wird selten kultiviert. Sehr selten wird er im Gebiet subspontan gemeldet, so auf einer Ruderalfläche in Köln-Poll in Nordrhein-Westfalen (BBV 2016). Die Art ist in der deutschen Florenliste (Hand & Thieme 2023) nicht angegeben. Die Art ist zu Ehren des französischen Gärtners, Agronoms und Botanikers Philippe André de Vilmorin (1776−1862). Vilmorin übernahm die väterliche Gärtnerei Vilmorin-Andrieux und schuf ein „Arboretum Vilmorin“ nahe bei Paris, um zu experimentieren und seine Firma mit Pflanzen zu versorgen (Burkhardt 2018).
 

Quellen:

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BBV-Bochumer Botanischer Verein (2016): Beiträge zur Flora Nordrhein-Westfalens aus dem Jahr 2016 - Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 8: 174–189.

Berki D. (2014): Eigenschaften und Verwendung des Holzes des Götterbaums (Ailanthus altissima) – Masterarbeit von Daniel Berki, Universität für Bodenkultur Wien.

BfN (2008): Ailanthus altissima. In: Neobiota – Gebietsfremde und invasive Arten in Deutschland – Bundesamt für Naturschutz. neobiota.bfn.de

Bruns J. (2009): Bruns Pflanzen – Sortimentskatalog Gehölze 2009/2010 – Ulmer Verlag, 1123 S.

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