Ageratum

Leberbalsam, Korbblütler, Asteraceae

Gattung:

Ageratum umfasst etwa 38 Arten (Kew 2022), die alle im tropischen und subtropischen Amerika beheimatet sind. Mannigfaltigkeitszentren sind Mexiko und Mittelamerika. Einige Arten werden als Zierpflanzen kultiviert (Verloove 2021).
 

Ageratum houstonianum

Mexikanischer Leberbalsam,
Ageratum houstonianum  
Korbblütler, Asteraceae

 

Steckbrief:

15–50 cm hohe Staude oder Halbstrauch, in Mitteleuropa meist einjährig kultiviert. Blattspreite herzförmig, netznervig und behaart mit gekerbtem Rand. Blütenkörbe kurz gestielt, 8–14 mm im Ø. Kronröhre weißgrün, Kronsaum violettblau. Blütezeit Mai bis November.
 

 

Name:

Die Art ist zu Ehren des schottischen Arztes und Naturforschers William Houston (1695–1733) benannt, der 1731 auf einer seiner Forschungsreisen die Pflanze in Veracruz fand und Samen in die Heimat sandte. Houston bereiste als Schiffsarzt der South Sea Company Zentralamerika und die Karibik, besuchte Jamaica, Kuba, Venezuela und Veracruz und starb auf einer Sammelreise in Jamaica (Burkhardt 2018). Auch die Gattung Houstonia aus der Familie der Rötegewächse trägt seinen Namen.
 

Nutzung:

Zierpflanze für Rabatten, Blumenkästen und Einjährigenbeete. Auch als Duftpflanze für Kleiderschränke. In mehreren Sorten wie `Artist Purple´ mit rötlich-violette Blütenkörben, `Blaukappe´ mit violett-blaue Blütenkörben und fast bodendeckendem Wuchs, `Blue Horizon´ mit violett-blauen Blütenkörben und kompaktem Wuchs, `Capri´ mit tief-himmelblauen Blütenkörben, `Pink Ball´ mit rosa Blütenkörben und `Schneekönigin´ mit weißen Blütenkörben. In Indonesien wird sie als bodenschützende Pflanze in Kautschukplantagen kultiviert (Mansfeld 1986).
 

Ausbreitung:

Beheimatet in Guatemala, Belize und Südost-Mexiko. William Houston fand die Pflanze um das Jahr 1730 in Mexiko. Bis sie in mitteleuropäischen Gärtnereien in Kultur genommen wurde vergingen noch einige Jahrzehnte. 1825 wird sie erstmals aus Deutschland genannt (Jäger & al. 2008). Seit 1837 ist auch eine weißblühende Spielform in Kultur (Krausch 2003). Durch die häufige Verwendung als Zierpflanze sind Verwilderungen bzw. Verschleppungen mittlerweile vielfach bekannt. Oft findet sich die Pflanze vorübergehend in aufgelassenen Steinbrüchen und Schottergruben, die gerne als Deponie für Gartenabfälle genutzt werden und auf Erddeponien.
DEUTSCHLAND:
Selten und vereinzelt, so angegeben etwa 1909 für Mannheim in Baden-Württemberg (Wagenitz 1979, Hand & Thieme 2023), bei Grenzhammer, Zeil, Viereth, Kemmern, Bamberg und Bösenreutin in Bayern (Breitfeld & al. 2017, Meierott 2008, Lippert & Meierott 2014), Berlin (Seitz & al. 2012), 1934 in der Hansastraße in Osnabrück in Niedersachsen (Weber 1995, Hand & Thieme 2023), Kamen, 1932 in Dortmund-Huckarde, 1940 in Dortmund-Schönau, 1937 in Essen, 1937 in Köln und 2002 in Bochum-Querenburg in Nordrhein-Westfalen (Loos 1997, Wagenitz 1979, Jagel 2021) und 1936 bei der Kläranlage Leipzig-Rosental in Sachsen (Gutte 2006).
ÖSTERREICH:
Vereinzelt subspontan, so in einer ehemaligen Sandgrube bei Poppendorf im Burgenland (Traxler 1984, Glaser & al. 2025), zwischen Bad Eisenkappel und Ebriach in Kärnten (Melzer 1971, Glaser & al. 2025), in Oberösterreich 2002 auf dem Friedhof Mattighofen, 2004 in einer Schottergrube im Lachforst südwestlich von Kühberg, Gemeinde Burgkirchen und 2008 in einer Schottergrube bei Gigling, Gemeinde Mehrnbach (Hohla 2006, Hohla 2022), Köchelstraße in der Stadt Salzburg und im Gasteiner Tal in Salzburg (Pilsl & al. 2008), in der Steiermark (Glaser & al. 2025) und in Wien an der Mühlwasserstraße und im Augarten (Adler & Mrkvicka 2003). Der Erstnachweis für Österreich erfolgte 1960 (Glaser & al. 2025). In Südtirol ehemals bei Salurn (Naturmuseum Südtirol 2018).
SCHWEIZ:
Alte Fundmeldungen liegen vor von 1914 bei Neu-Allschwil bei Basel (Wagenitz 1979), vom Basler Hard zwischen Muttenz und Pratteln in einem Waldschlag und von Solothurn, hier auf Schutt zwischen den Linien der Bundesbahn und der Solothurn-Münster-Bahn (Thellung 1919).
ANDERE LÄNDER:
Subspontan u.a. seit 2003 auch in Norwegen (Gederaas & al. 2012), seit 1933 in Schweden (Cabi 2024), in den Niederlanden (FLORON 2021), in Frankreich (INPN 2021), Italien (Galasso & al. 2024), seit 1965 in Portugal (Seebens & al. 2017), seit 1903 auf den Azoren (Seebens & al. 2017), in Belgien subspontan seit 1908 (Verloove 2021), in Tschechien (Pyšek & al. 2012) und in der Slowakei seit 2006 (Medvecká & al. 2012).

Weitere Arten:

Ageratum conyzoides

Der Katzenschwanz-Leberbalsam, Ageratum conyzoides, ist in Brasilien beheimatet. Er findet sich in Europa seit etwa 1700 in gärtnerischer Kultur (Jäger & al. 2008) und wird auf Jawa zur Bodenbedeckung kultiviert (Mansfeld 1986). Gegenwärtig invasiv in Teilen von Afrika, Südost-Asien, Hawaii und den USA. Im Gebiet ehemals sehr selten und unbeständig, so 1904 am Rennweg in Freiburg in Baden-Württemberg (Thellung 1907, Breitfeld & al. 2021). Subspontan auch in Frankreich (INPN 2021) und in Italien (Galasso & al. 2024). Die Art gilt in Teilen Afrikas, Asiens und Mittelamerikas als invasiv (Cabi 2024).
 

Ageratum corymbosum

In Mittelamerika und Mexiko ist der Trugdolden-Leberbalsam, Ageratum corymbosum, beheimatet. Er findet sich in Europa seit 1730 in gärtnerischer Kultur (Jäger & al. 2008) und trat im Gebiet sehr selten subspontan und unbeständig auf, so angegeben 1909 für Mannheim in Baden-Württemberg (Zimmermann 1913, Wagenitz 1979, Hand & Thieme 2023), 1868 in Berlin-Albrechtshof und 1872 in Berlin-Weißensee (Büttner 1883, Wagenitz 1979, Hand & Thieme 2023).
 

Quellen:

Adler W. & Mrkvicka Ch. (2003): Die Flora von Wien - gestern und heute – Verlag des Naturhistorischen Mus. Wien, 831 S.

Breitfeld M., Hertel E., Horbach H.-D. & W. Wurzel (2017): Flora von Bad Berneck und Umgebung, die Pflanzenwelt zwischen Ochsenkopf und Maintal – 501 S.

Breitfeld M., Hertel E. & Baumann A. (2021): Flora Adventiva – Eine Zusammenstellung der in Deutschland nachgewiesenen Pflanzen, welche nicht in den Bestimmungswerken erwähnt werden; Markneukirchen, 677 S.

Burkhardt L. (2018): Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen Teil 1 - https://www.bgbm.org/sites/default/files/
verzeichnis_eponymischer_pflanzennamen_2018_teil_1.pdf

Büttner R. (1883): Flora advena marchica. Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenbg. 25: 1–59.

CABI (2024): Invasive Species Compendium - https://www.cabi.org/publishing-products/invasive-species-compendium/

FloraWeb (2013): Daten und Informationen zu Wildpflanzen und zur Vegetation Deutschlands—http://www.floraweb.de/.

FLORON (2021): Floron Verspreidingsatlas Vaatplanten – www.verspreidingsatlas.nl

Galasso G., F. Conti, L. Peruzzi, A. Alessandrini, N. M. G. Ardenghi, G. Bacchetta, E. Banfi, G. Barberis, L. Bernardo, D. Bouvet, M. Bovio, M. Castello, L. Cecchi, E. Del Guacchio, G. Domina, S. Fascetti, L. Gallo, R. Guarino, L. Gubellini A. Guiggi, N. Hofmann, M. Iberite , P. Jiménez-Mejíase, D. Longo, D. Marchetti, F. Martini, R. R. Masin, P. Medagli, C. M. Musarella , S. Peccenini, L. Podda, F. Prosser, F. Roma-Marzio, L. Rosati, A. Santangelo, A. Scoppola, A. Selvaggi, F. Selvi, A. Soldano, A. Stinca, R. P. Wagensommer, T. Wilhalm & F. Bartolucci (2024): A second update to the checklist of the vascular flora alien to Italy – Plant Biosystems 158: 297−340.

Gederaas L., Loennechen Moen T., Skjelseth S. & Larsen L.-K. (2012): Alien species in Norway, with the Norwegian Black List - http://www.scales-project.net/NPDOCS/
AlienSpeciesNorway_2012_scr_9C0ee.pdf

Glaser M., C. Gilli, N. Griebl, M. Hohla, G. Pflugbeil, O. Stöhr, P. Pilsl, L. Ehrendorfer-Schratt, H. Niklfeld & F. Essl (2025): Checklist of Austrian neophytes (2nd edition) – Preslia 97: 413−539.


Gutte P. (2006): Flora der Stadt Leipzig, einschließlich Markkleeberg – Weißdorn-Verlag, Jena, 278 S.

Hand R. & Thieme M. (2023): Florenliste von Deutschland (Gefäßpflanzen), begründet von Karl Peter Buttler. https://www.kp-buttler.de/florenliste/index.htm

Hohla M. (2006): Panicum riparium (Poaceae) – neu für Österreich – und weitere Beiträge zur Kenntnis der Adventivflora Oberösterreich. – Neilreichia 4: 9–44.

Hohla M. (2022): Flora des Innviertels – Stapfia 115, 720 S., unter besonderer Mitwirkung von F. Grims†, R. Krisai†, P.A.Kraml, S. Kellerer, G. Kleesadl, G. Pflugbeil, P. Pilsl, J. Samhaber, C. Schröck, J.A. Stemper, O. Stöhr & W. Zahlheimer.

INPN (2021): Inventaire National du Patrimoine Naturel – plants in french territories - https://inpn.mnhn.fr

Jagel A. (2021): Flora von Bochum, eine Zusammenstellung der bisher im Stadtgebiet Bochum heimischen und verwilderten Pflanzen-Sippen. – jagel.nrw/Flora_Bochum_Jagel.pdf.



Jäger E. J., Ebel F., Hanelt P. & Müller G. K. (2008): In: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, Band 5, Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum, 874 S.

Kew (2023): Kew science – Plants of the World Online - Plants of the World Online | Kew Science

Krausch H.-D. (2003): Kaiserkron und Päonien rot - Von der Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen – Dölling und Galitz-Verlag. 536 S.

Lippert W. & Meierott L. (2014) – Kommentierte Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen Bayerns – Bayerische Botanische Gesellschaft, München, 407 S.

Loos G. H. (1997): Neophytische Kulturflüchtlinge im Stadtzentrum von Kamen/Westfalen – Decheniana 150: 5-26.

Mansfeld R. (1986): Verzeichnis landwirtschaftlicher und gärtnerischer Kulturpflanzen - Band 3, 569 Seiten, Springer-Verlag.

Medvecká J., Kliment J., Májeková J., Halada Ľ., Zaliberová M., Gojdičová E., Feráková V. & Jarolímek J. (2012): Inventory of the alien flora of Slovakia. – Preslia 84: 257–309.

Meierott, L. (2008): Flora der Haßberge und des Grabfelds. Neue Flora von Schweinfurt. 2 Bde., Eching (IHW-Verlag), 1448 S.

Melzer H. (1971): Weitere Beiträge zur Flora von Kärnten – Carinthia II 161./81. Jahrgang S. 47—64.

Naturmuseum Südtirol (2018): http://www.florafauna.it/index.jsp?project=florafauna&view=BOT&locale=de

Pilsl P., Schröck Ch., Kaiser R., Gewolf S., Nowotny G. & Stöhr O. (2008): Neophytenflora der Stadt Salzburg (Österreich) – Sauteria-Schriftenreihe f. systematische Botanik, Floristik u. Geobotanik 17: 1–596.

Pyšek, P., Sádlo, J. & Mandák, B. (2002): Catalogue of alien plants of the Czech Republic. – Preslia 74: 97–186.

Pyšek P., Danihelka J., Sádlo J., Chrtek J. jr., Chytrý M., Jarošík V., Kaplan Z., Krahulec F., Moravcová L., Pergl J., Štajerová K. & Tichý L. (2012): Catalogue of alien plants of the Czech Re­public (2nd edition): checklist update, taxonomic diversity and invasion patterns. – Preslia 84: 155–255.

Seebens H., Blackburn T. M., Dyer E. E., Genovesi P., Hulme P. E., Jeschke J. M., Pagad S., Pyšek P., Winter M., Arianoutsou M., Bacher S., Blasius B., Brundu G., Capinha C., Celesti-Grapow L., Dawson W., Dullinger S., Fuentes N., Jäger H., Kartesz J., Kenis M., Kreft H., Kühn I., Lenzner B., Liebhold A., Mosena A. (2017): No saturation in the accumulation of alien species worldwide. Nature Communications 8(2).

Seitz B., Ristow M., Prasse R., Machatzi B., Klemm G., Böcker R. & Sukopp H. (2012): Der Berliner Florenatlas – Verhandlungen des Bot. Vereins von Berlin und Brandenburg, Beiheft 7.

Thellung A. (1907): Funde von seltener verwildernden Zier- und Nutzpflanzen im Gebiet der Flora von Freiburg i. B. – Allgemeine botanische Zeitschrift für Systematik, Floristik, Pflanzengeographie – 13: 60.


Thellung A. (1919): Beiträge zur Adventivflora der Schweiz (III) – Mitteilungen aus dem botanischen Museum der Universität Zürich LXXXIII.

Traxler G. (1984): Floristische Neuigkeiten aus dem Burgenland – Burgenländische Heimatblätter 46: 126–135.

Verloove F. (2021): Manual of the Alien Plants of Belgium –  http://alienplantsbelgium.be

Vollmann F. (1914): Flora von Bayern – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 840 S.

Wagenitz G. (1979): In: Hegi – Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band 6 (Teil 3), 2.Auflage – Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg. 366 S.

Weber H. (1995): Flora von Südwest-Niedersachsen und dem benachbarten Westfalen – H. Th. Wenner, Osnabrück.


Zimmermann F. (1913): 1. Nachtrag zur Adventiv- und Ruderalflora von Mannheim, Ludwigshafen– Pollichia 27-28: 1-44.