Agastache

Duftnessel, Lippenblütler, Lamiaceae

Gattung:

Agastache umfasst etwa 22 Arten (Kew 2022), die alle bis auf eine ostasiatische Art in Nordamerika beheimatet sind. 
 

Agastache rugosa

Koreanische Duftnessel,
Ostasiatischer Riesenysop
Agastache rugosa  
Lippenblütler, Lamiaceae

 

Steckbrief:

50–150 cm hohe Staude mit aromatischem Minzegeruch- und geschmack. Blattspreiten eiförmig, zugespitzt, gekerbt, mit herzförmigem Grund, unterseits auf den Nerven behaart, auf der Fläche kahl oder mit wenigen aufrechten Haaren, Blattstiel 1–5 cm lang. Blüten violett, selten weiß, in Scheinquirlen, Tragblätter lanzettlich. Krone 7–10 mm lang, Staubblätter die Krone weit überragend, Kelchzähne 1–2,5 mm lang, schmal dreieckig, spitz. Blütezeit Juni bis September.
Verwechslungsmöglichkeit: Vor allem mit dem Anisysop, Agastache foeniculum, der aber anliegend behaarte Blätter mit gerundetem oder gestutztem Spreitengrund und einen 0,5–2 cm langen Blattstiel hat. Seine Tragblätter sind eiförmig.
 

 

 

 

Nutzung:

Arznei-, Gewürz- und Duftpflanze. Eingesetzt in der Traditionellen Chinesischen Medizin, vor allem in Südkorea auch als Küchenkraut. In wenigen Sorten, so `Black Adder´ mit dunklem Stängel und dunklen Tragblättern oder `Golden Jubilee´ mit grüngelben Blättern. Im Pflanzenhandel wird nicht selten die Koreanische Duftnessel, Agastache rugosa, als Anisysop, Agastache foeniculum, geführt. Die sterile Hybride aus beiden wird meist unter den Sortennamen `Blue Fortune´ oder `Black Adder´ gehandelt.

Ausbreitung:

Ostasiatische Art, im Gebiet selten verwildert oder verschleppt. Inwieweit gemeldete subspontane Vorkommen von Agastache foeniculum nicht doch zu Agastache rugosa gehören, müsste überprüft werden.
DEUTSCHLAND:
Sehr vereinzelt, so 2003 bei Sennfeld. 2017 auf einem Erdhaufen in Möhrendorf, 2015 in Herbertshausen und 2022 Pflasterfuge in München in Bayern (Meierott 2008, Meierott & al. 2024), Berlin (Hand & Thieme 2023), Frankfurt-Bornheim und 2021 im Seulingswald bei Ludwigsau in Hessen (Buttler 2009, Engel 2022), Klein-Hehlen und Braunschweig in Niedersachsen (Langbehn & Gerken 2011, Brandes 2016), 2020 beim Bergbaumuseum Bochum in Nordrhein-Westfalen (Jagel & Buch 2021), 2005 bei Dürrbach und 2005 bei Mücka in Sachsen (Otto & al. 2006) und 2003 in Jena-Lobeda in Thüringen (Breitfeld & al. 2021).
ÖSTERREICH:
Sehr selten, so 2004 im oberösterreichischen Innviertel in der Nähe der „Alm“ am Gebüschrand neben einem Weg in der Gemeinde Neuhofen im Innkreis (Hohla 2022). Weiters in der Salzburger Altstadt (Pflugbeil 2020) und abseits von Gärten oder Siedlungen bei St. Johann im Walde im Osttiroler Iseltal (Stöhr 2017).
SCHWEIZ: ---
ANDERE LÄNDER:
Subspontan seit 2000 auch in Norwegen (Gederaas & al. 2012), in den Niederlanden (FLORON 2021) und in Frankreich (INPN 2021), seit 1959 in Belgien (Seebens & al. 2017), in Zalesie Górne in Polen (Cabi 2023). Gilt in Nordamerika als unerwünschter Neophyt und Konkurrenz zur heimischen A. foeniculum (Hassler & Muer 2022)

Weitere Arten:

Agastache foeniculum

Der aus Nordamerika stammende Anisysop, Agastache foeniculum, wird selten als Zier-, Gewürz- und Bienenfutterpflanze kultiviert. In wenigen Sorten wie `Alabaster´ mit weißen Blüten. Nach Europa kam er ursprünglich als Futterpflanze für Bienen. Für die Zubereitung von Salat und Likören eignen sich die frischen Blätter, die getrockneten Blätter werden als Tee in der Naturheilkunde aufgrund ihrer entzündungshemmenden und verdauungsfördernden Wirkung verwendet.
 
Im Gebiet vereinzelt verwildert oder verschleppt, so 2019 in Hirschau-Kindlas in Bayern (Breitfeld & al. 2021), in Elstal und Potsdam in Brandenburg (Buhr & Kummer 2009), 2010 im Botanischen Garten Braunschweig in Niedersachsen (Brandes & Nitzsche 2013), Bergkamen-Heil im Kreis Unna in Nordrhein-Westfalen (BBV 2017) und 1911 für Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz (Zimmermann 1913, Hand & Thieme 2023). Die Art ist in der „Flora von Bayern“ (Meierott & al. 2024) nicht angegeben. In Österreich am Bahnhof Schärding, in Zwettl an der Rodl im Mühlviertel, in Forsthub bei Lohnsburg und Obernberg am Inn in Oberösterreich (Hohla & al. 2000, Hohla 2014) und in der Bürgerspitalgasse in Wien (Marschner & Fischer 2011). Der Erstnachweis für Österreich erfolgte 1998 (Seebens & al. 2017). Subspontan u.a. auch in den Niederlanden (FLORON 2021) und in der Ukraine (Cabi 2023).

Agastache mexicana

In Mexiko ist der Zitronenysop, Agastache mexicana, beheimatet, der in Europa seit spätestens 1839 in gärtnerischer Kultur ist (Jäger & al. 2008). Er wird als Tee-, Gewürz- und Zierpflanze gebaut, so etwa in der Sorte `Sangria´ mit pinken Blüten oder `Red Fortune´ mit rosa Blüten.
 
Im Gebiet subspontan für eine rekultivierte Braunkohlefläche bei Hambach in Rheinland-Pfalz angegeben (Breitfeld & al. 2021). Die Art ist in der deutschen Florenliste (Hand & Thieme 2023) nicht enthalten.

Quellen:

BBV-Bochumer Botanischer Verein (2017): Beiträge zur Flora Nordrhein-Westfalens aus dem Jahr 2017 - Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 9: 115–161.

Brandes D. (2016): Über einige Neufunde von Neophyten in Braunschweig und Umgebung – Florist. Rundbriefe 50: 37–59.

Brandes D. & Nitzsche J. (2013): Verwilderungen von kultivierten Arten im Freiland des Botanischen Gartens Braunschweig – Braunschweiger Geobotanische Arbeiten 10: 1–27.

Breitfeld M., Hertel E. & Baumann A. (2021): Flora Adventiva – Eine Zusammenstellung der in Deutschland nachgewiesenen Pflanzen, welche nicht in den Bestimmungswerken erwähnt werden; Markneukirchen, 677 S.

Buhr C. & Kummer V. (2009): Beitrag zur Flora des Potsdamer Stadtgebietes III – Verh. Bot. Ver. Berlin-Brandenburg 142: 133–183.

Buttler K.P. (2009): Fundmeldungen, Neufunde – Bestätigungen – Verluste – Botanik und Naturschutz in Hessen 22: 165–198.

CABI (2023): Invasive Species Compendium - https://www.cabi.org/publishing-products/invasive-species-compendium/

Engel U. (2022): Fundmeldungen Neufunde – Bestätigungen – Verluste - Botanik und Naturschutz in Hessen 34: 195–260.

FLORON (2021): Floron Verspreidingsatlas Vaatplanten – www.verspreidingsatlas.nl

Gederaas L., Loennechen Moen T., Skjelseth S. & Larsen L.-K. (2012): Alien species in Norway, with the Norwegian Black List - http://www.scales-project.net/NPDOCS/
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Hand R. & Thieme M. (2023): Florenliste von Deutschland (Gefäßpflanzen), begründet von Karl Peter Buttler. https://www.kp-buttler.de/florenliste/index.htm

Hassler M. & Muer T. (2022): Flora Germanica – Bildatlas der Farn- und Gefäßpflanzen Deutschlands. 2 Bände.

Hegi G. (1975): Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band 5 (Teil 4). 3.Aufl. – Paul Parey, Berlin und Hamburg.

Hohla M. (2014): Hystrix patula – neu für Österreich, sowie weitere Beiträge zur Flora von Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Vorarlberg – Stapfia 101: 83–100.



Hohla M. (2022): Flora des Innviertels – Stapfia 115, 720 S., unter besonderer Mitwirkung von F. Grims†, R. Krisai†, P.A.Kraml, S. Kellerer, G. Kleesadl, G. Pflugbeil, P. Pilsl, J. Samhaber, C. Schröck, J.A. Stemper, O. Stöhr & W. Zahlheimer.

INPN (2021): Inventaire National du Patrimoine Naturel – plants in french territories - https://inpn.mnhn.fr

Jagel A. & Buch C. (2021): Exkursion Bochum Mitte, Siedlungsexkursion am Bergbaumuseum – Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins 12: 160-169.

Jäger E. J., Ebel F., Hanelt P. & Müller G. K. (2008): In: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, Band 5, Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum, 874 S.

Kew (2022): Kew science – Plants of the World Online - Plants of the World Online | Kew Science

Langbehn H. & Gerken R. (2011): Neues zur Flora des Landkreises Celle 2010 – Floristische Notizen aus der Lüneburger Heide 19: 13–16.

Marschner R. & M. Fischer (2011). Agastache foeniculum. — In: Fischer M. & H. Niklfeld (2011): Floristische Neufunde (99–123): 365-396. — Neilreichia 6: 367.

Meierott L. (2008): Flora der Haßberge und des Grabfeldes – Neue Flora von Schweifurt. 2 Bände, IHW-Verlag, Eching.

Meierott L., Fleischmann A., Klotz J., Ruff M. & W. Lippert (2024): Flora von Bayern – Haupt Verlag, Bern, 4 Bände.

Otto H.-W., Gebauer P. & Hardtke H.-J. (2006): Floristische Beobachtungen 2005 in Oberlausitz und Elbhügelland – Ber. Naturforsch. Ges. Oberlausitz 14: 141–151.

Pflugbeil G. (2020): Agastache rugosa: in Floristische Neufunde (376−429): Neilreichia 11: 165−227.

Seebens H., Blackburn T. M., Dyer E. E., Genovesi P., Hulme P. E., Jeschke J. M., Pagad S., Pyšek P., Winter M., Arianoutsou M., Bacher S., Blasius B., Brundu G., Capinha C., Celesti-Grapow L., Dawson W., Dullinger S., Fuentes N., Jäger H., Kartesz J., Kenis M., Kreft H., Kühn I., Lenzner B., Liebhold A., Mosena A. (2017): No saturation in the accumulation of alien species worldwide. Nature Communications 8(2).

Stöhr O. (2017): Agastache rugosa in Osttirol – forum.flora-austria.at-Foren-Übersicht-Forum-Interessante Funde- Spermatophyta – http://forum.flora-austria.at/

Zimmermann F. (1913): 1. Nachtrag zur Adventiv- und Ruderalflora von Mannheim, Ludwigshafen– Pollichia 27-28: 1-44.