Adiantum

Frauenhaarfarn, Saumfarngewächs, Pteridaceae

Gattung:

Adiantum umfasst etwa 234 Arten (Kew 2022) und ist in den Tropen und Subtropen fast weltweit verbreitet. Mannigfaltigkeitszentrum sind die südamerikanischen Anden.
 

Delta-Frauenhaarfarn,
Adiantum raddianum,
Saumfarngewächs, Pteridaceae

 

Steckbrief:

30−60 cm hohe, locker wachsende, rhizombildende, überhängende Staude mit hellgrünen, verkehrt-eiförmigen bis rhombischen, oft geteilten Blättchen. Diese 4–23 mm lang und 3–20 mm breit. Das letzte distale Fiederchen ist meist klein, unter 15 mm lang.
Verwechslungsmöglichkeit: Der einzige in Europa heimische Frauenhaarfarn, A. capillus-veneris, hat verkehrt-eiförmig, rhombisch oder dreieckig-fächerförmig Blattfiederchen, das letzte distale Fiederchen ist meist groß, über 15 mm lang.
 

 

Name:

Benannt zu Ehren des italienischen Botanikers und Pflanzensammlers Giuseppe Raddi (1770−1829), Kurator am Naturkundemuseum in Florenz. Raddi sammelte in der Toskana insbesondere Kryptogame und Pilze. Er reiste 1817 im Gefolge der österreichischen Erzherzogin Leopoldine zu ihrer Hochzeit mit Dom Pedro I. nach Brasilien und starb nach einer Ägyptenreise an der Ruhr (Burkhardt 2018).
 

Heimat:

Mittel- und Südamerika von Mexiko bis Argentinien und Uruguay.
 

Nutzung:

Als Zimmer-Zierpflanze, in wenigen Sorten wie `Fritz Lüthi´ oder `Fragrans´.  
 

Ausbreitung:

Die Gruppe um A. raddianum ist monophyletisch und durch die rund-nierenförmigen Pseudoindusien sowie die Nerven der Fiederchen charakterisiert, die in die Buchten am Fiederrand münden. Die Gruppe gliedert sich nach Hirai & al. (2016) und Hirai & Prado (2019) in zumindest 16 Arten, wobei A. raddianum die am weitesten verbreitete und am häufigsten kultivierte Art darstellt. Die Art ist auf Madeira, den Kanarischen Inseln, den Azoren und in Portugal bereits eingebürgert (Press & Short 1994, Muer & al. 2016) und etwa seit dem Jahr 2000 in Brunnen und Kellerlichtschächten in Deutschland, Belgien und den Niederlanden zu beobachten.

DEUTSCHLAND:
In Göttingen in Niedersachsen (Sarazin & al. 2013) und in Licht- und Brunnenschächten im Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen (Keil & al. 2009), so in Aachen bei St. Jacob, Oberhausen, Bielefeld, Mülheim a. d. Ruhr, am Bahnhof Bonn-Bad Godesberg und Margarethenhöhe in Essen (Dierkes & al. 2005, Kulbrock & al. 2010, Sarazin & al. 2013, Gorissen 2015, BBV 2016).
ÖSTERREICH: ---
SCHWEIZ: ---
ANDERE LÄNDER:
Subspontan auch in den Niederlanden (FLORON 2021), in Belgien seit 2003 (Seebens & al. 2017), in Frankreich (INPN 2021), Spanien und Portugal (CABI 2024).

Weitere Art:

Adiantum concinnum

In Mittelamerika und im nördlichen Südamerika ist der Zerbrechliche Frauenhaarfarn, Adiantum concinnum, beheimatet. Er wird selten als Zierpflanze gezogen und wird für 1876 subspontan in Berlin-Kreuzberg (Breitfeld & al. 2021) und ehemals verwildert in einer Gärtnerei in Worms in Rheinland-Pfalz (Zimmermann 1915) angegeben. Die Art wird in der deutschen Florenliste (Hand & Thieme 2023) als fraglich für die beiden Bundesländer angegeben.

Quellen:

BBV-Bochumer Botanischer Verein (2016): Beiträge zur Flora Nordrhein-Westfalens aus dem Jahr 2016 - Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 8: 174–189.

Breitfeld M., Hertel E. & Baumann A. (2021): Flora Adventiva – Eine Zusammenstellung der in Deutschland nachgewiesenen Pflanzen, welche nicht in den Bestimmungswerken erwähnt werden; Markneukirchen, 677 S.

Burkhardt L. (2018): Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen Teil 1 - https://www.bgbm.org/sites/default/files/
verzeichnis_eponymischer_pflanzennamen_2018_teil_1.pdf

CABI (2023): Invasive Species Compendium - https://www.cabi.org/publishing-products/invasive-species-compendium/

Dierkes A.H., Sarazin A., Fuchs R., Loos G.H. & Keil P. (2005): Ein Vorkommen von Adiantum raddianum C.Presl (Adiantaceae) in Essen (Nordrhein-Westfalen) – Florist. Rundbr. 39: 45–49.

FLORON (2021): Floron Verspreidingsatlas Vaatplanten – www.verspreidingsatlas.nl

Gorissen I. (2015): Flora der Region Bonn (Stadt Bonn und Rhein-Sieg-Kreis) – Decheniana-Beiheft 40, 605 Seiten.

Hand R. & Thieme M. (2023): Florenliste von Deutschland (Gefäßpflanzen), begründet von Karl Peter Buttler. https://www.kp-buttler.de/florenliste/index.htm

Hirai R. Y. & Prado J. (2019): Neotropical species of the Adiantum raddianum group (Pteridaceae). – Willdenowia 49: 295–317. https://doi.org/10.3372/wi.49.49302

Hirai R. Y., Schuettpelz E., Huiet L., Pryer K. M., Smith A. R. & Prado J. (2016): Phylogeny and relationships of the Neotropical Adiantum raddianum group (Pteridaceae). – Taxon 65: 1225–1235. https://doi.org/10.12705/656.1

INPN (2021): Inventaire National du Patrimoine Naturel – plants in french territories - https://inpn.mnhn.fr

Keil P., Sarazin A., Fuchs R. & Riedel C. (2009): Pteris cretica und Adiantum raddianum (Pteridophyta) in Licht- und Brunnenschächten im Ruhrgebiet – breiten sich subtropische Farnarten in Deutschland aus? – Kochia 4: 135–145.

Kew (2022): Kew science – Plants of the World Online - Plants of the World Online | Kew Science

Kulbrock P., Lienenbecker H. & G. Kulbrock (2010): Floristische Beobachtungen in Ostwestfalen und angrenzenden Gebieten 7. Folge - Ber. Naturwiss. Verein für Bielefeld u. Umgegend 49: 77–142.

Muer T., Sauerbier H. & Cabrera Calixto F. (2016): Die Farn- und Blütenpflanzen der Kanarischen Inseln. – Weikersheim: Margraf Publishers.

Press J. R. & Short M. J. (Eds.) (1994): Flora of Madeira. – Hampshire: Intercept.

Sarazin A., Keil P., Gausmann P. & Fuchs R. (2013): Bemerkenswerte neophytische Sippen in der Pteridophyten-Flora Nord-West-Deutschlands – Ber. Inst. Landschafts- Pflanzenökologie Univ. Hohenheim, Beiheft 22: 43–62.

Seebens H., Blackburn T. M., Dyer E. E., Genovesi P., Hulme P. E., Jeschke J. M., Pagad S., Pyšek P., Winter M., Arianoutsou M., Bacher S., Blasius B., Brundu G., Capinha C., Celesti-Grapow L., Dawson W., Dullinger S., Fuentes N., Jäger H., Kartesz J., Kenis M., Kreft H., Kühn I., Lenzner B., Liebhold A., Mosena A. (2017): No saturation in the accumulation of alien species worldwide. Nature Communications 8(2).

Stöhr O., A. Berger, J. Baldinger, M. Hohla, C. Langer, H. Meindl, K. Moosbrugger, G. Pflugbeil, P. Pilsl, N. Sauberer, R. Schwab, M. Thalinger, H. G. Zechmeister & C. Gilli (2021): Cyrtomium fortunei, Onoclea sensibilis und Osmunda regalis neu für Österreich sowie eine aktualisierte Übersicht neophytischer Gefäßkryptogamen Österreichs - Neilreichia 12: 105–144.

Zahlheimer W. A. (2001): Die Farn- und Blütenpflanzen Niederbayerns, ihre Gefährdung und Schutzbedürftigkeit mit Erstfassung einer Roten Liste – Hoppea, Denschr. Regensb. Bot. Ges. 62: 5–347.

Zimmermann F. (1915): Neue Adventiv- und neue Kulturpflanzen nebst einigen für die Pfalz neue Formen aus der einheimischen Flora der Pfalz – Mitteilungen der Bayerischen Botanischen Gesellschaft zur Erforschung der heimischen Flora 3 (11): 237-241.