Aconitum

Eisenhut, Hahnenfußgewächs, Ranunculaceae

Gattung:

Aconitum umfasst etwa 330 Arten (Kew 2022) auf der Nordhalbkugel. Mannigfaltigkeitszentren sind der östliche Himalaya und Südwest-China.
 

Aconitum carmichaelii

Herbst-Eisenhut, Aconitum carmichaelii
Hahnenfußgewächs, Ranunculaceae

 

Steckbrief:

130−220 cm hohe, aufrechte, langlebige, sehr giftige Staude. Blätter handförmig gelappt bis gefiedert, dick, dunkelgrün, oberseits glänzend, unterseits netznervig. Blüten groß, dunkel violettblau, Helm höher als breit, Blütenstiel dicht krummhaarig. Perigonblätter außen dicht krummhaarig. Blütezeit September bis November, auffallend spät.
Verwechslungsmöglichkeit: Bei der heimischen Blauen Eisenhut-Gruppe, Aconitum napellus agg. sind die Blattspreiten bis zum Grund geteilt und die Blütezeit ist früher.  

 

Name:

Benannt zu Ehren des schottischen Militärarztes und Pflanzensammlers Dugald Carmichael (1772−1827). Carmichael war bei der britischen Marine und kam so durch die Welt. Er sammelte 1806−1815 Pflanzen am Kap, war dazwischen 1810−1813 auf Mauritius und Réunion, später in Neuseeland und 1815−1827 in Indien. Weiters studierte er die Pflanzen seiner Heimat, der Inneren
Hebriden und befasste sich zusätzlich mit der Geologie und Fischkunde (Burkhardt 2018).

 

Heimat:

In 5 Varietäten in China und dem nördlichen Vietnam beheimatet.
 

Nutzung:

In gärtnerischer Kultur befindet sich vor allem die Hybride aus der 1886 nach Europa gebrachten Varietät mit der 1903 eingeführten Sippe (Jäger & al. 2008). Georg Arends las diese Hybriden Anfang bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts aus, es entstand die Aconitum carmichaelii-Arendsii-Gruppe, die heute vorrangig (ausschließlich?) in Kultur zu finden ist. Im heimischen Pflanzenhandel finden sich Sorten wie `Arendsii´, eine Sortengruppe, `Cloudy´ oder `Spätlese´ (ISU 2016).
 

 


 

Ausbreitung:

Durch Gartenablagerung (Pilsl & Pflugbeil 2012) und Samenvermehrung (Fischer & al. 2008). Die langlebige Art produziert reichlich Samen, sodass zukünftig mit einer weiteren Verbreitung der auffallend spät blühenden Pflanze gerechnet werden kann.
DEUTSCHLAND:
Im Naturschutzgebiet Argen-Aue im Landkreis Ravensburg in Baden-Württemberg (Meierott & al. 2024), Mülheim an der Ruhr und Bochum in Nordrhein-Westfalen (Keil & Loos 2005), 2014 Neusalza-Spremberg bei Löbau in Sachsen (Otto & al. 2015) und Sonneberg in Thüringen (Wünsche & al. 2014).
ÖSTERREICH:
2016 in Prigglitz-Gasteil bei Gloggnitz in Niederösterreich (Beisenherz 2021). In Oberösterreich 2017 von Simon Kellerer verschleppt am Waldrand bei Oberdorf, Gemeinde Mettmach und 2021 in Maireck, Gemeinde Waldzell gefunden (Hohla 2022). Außerdem 2011 in Leopoldskron-Moos in Salzburg (Pilsl & Pflugbeil 2012), Innsbruck in Nordtirol (Pagitz & al. 2023) und in Osttirol am Ausgang der Kalser Klamm in Unterpeischlach nahe von Häusern (Stöhr 2021). Der Erstnachweis für Österreich erfolgte 2011 (Glaser & al. 2025).
SCHWEIZ: ---
ANDERE LÄNDER:
Subspontan auch in Frankreich (INPN 2021) und Großbritannien (Clement & Foster 1994).

Weitere Sippe:

Aconitum ×cammarum

Die Eltern des Garten-Eisenhutes, Aconitum ×cammarum (= A. ×stoerkianum) sind nicht sicher bekannt, vermutlich beteiligt sind aber A. napellus und/oder A. variegatum. Er wird bereits seit Jahrhunderten als Zierpflanze kultiviert und findet sich bei uns meist in der Sorte `Bicolor´ im Pflanzenhandel. Er tritt sehr selten verwildert auf, so in Baden-Württemberg (Hand & Thieme 2023), 1993 bei Rottershausen, Schweinfurt, in Trebgast und Gefrees in Bayern (Meierott 2008, Breitfeld & al. 2017), Hessen (Hand & Thieme 2023), Mecklenburg-Vorpommern (Hand & Thieme 2023), 2017 an Waldrändern im Naherholungsgebiet Bornekamp in Unna in Nordrhein-Westfalen (BBV 2018), Ralingen-Olk, Trier-Zewen, Kanzern, Freudenburg-Kolesleuken, Morbach-Rapperath, Holerath, Hentern, Mandern und Neuhütten-Zinsershütten in Rheinland-Pfalz (Hand & al. 2016), 2010 bei Klingenthal in Sachsen (Breitfeld 2021), Schleswig-Holstein (Hand & Thieme 2023), Thüringen (Hand & Thieme 2023), ehemals in der Göstinger Au in Graz in der Steiermark (Jacq 2023) und Schmirn und Rothenbrunn in Nordtirol (Polatschek & Neuner 2013). Der erste sichere Nachweis für Österreich erfolgte 2005 (Glaser & al. 2025). Eine Fundmeldung aus Oberösterreich ist irrig (Glaser & al. 2025). Nach den Fundortsangaben zu schließen, verstand Sailer (1841, 1844) in seinen Oberösterreich-Floren unter diesem Namen nicht die Kulturhybride, sondern verschiedene wildwachsende Arten der napellus-Gruppe (Hohla & al. 2009). Eine Fundmeldung aus Altaussee in der Steiermark aus dem Jahr 1891 (Jacq 2023) ist fraglich. Subspontan auch in Belgien (Verloove 2021), Frankreich (INPN 2021), Großbritannien (Clement & Foster 1994) und seit 1819 in Tschechien (Pyšek & al. 2012).
 

Quellen:

BBV-Bochumer Botanischer Verein (2018): Beiträge zur Flora Nordrhein-Westfalens aus dem Jahr 2018 – www.botanik-bochum.de/fundeNRW.htm

Beisenherz M. (2021): Aconitum carmichaelii in Kals - http://forum.flora-austria.at/viewtopic.php?f=10&t=3278

Breitfeld M. (2021): Flora der Westabdachung des Erzgebirges – Die Pflanzenwelt zwischen Adorf, Markneukirchen, Schöneck und Klingenthal. 294 S.

Breitfeld M., Hertel E., Horbach H.-D. & W. Wurzel (2017): Flora von Bad Berneck und Umgebung, die Pflanzenwelt zwischen Ochsenkopf und Maintal – 501 S.

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https://www.bgbm.org/sites/default/files/
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Glaser M., C. Gilli, N. Griebl, M. Hohla, G. Pflugbeil, O. Stöhr, P. Pilsl, L. Ehrendorfer-Schratt, H. Niklfeld & F. Essl (2025): Checklist of Austrian neophytes (2nd edition) – Preslia 97: 413−539.


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