Acaena

Stachelnüsschen, Rosengewächs, Rosaceae


Acaena Pflanzenfoto

Gattung:

Acaena umfasst etwa 56 Arten (Kew 2022), die vor allem in der südlichen Hemisphäre beheimatet sind. Mannigfaltigkeitszentren sind Neuseeland und Chile.
 

Acaena novae-zelandiae

Neuseeland-Stachelnüsschen,
Acaena novae-zelandiae,
Rosengewächs, Rosaceae

 

Steckbrief:

Ausdauernde, krautige, bodenanliegende Pflanze mit verholzender Basis und bis zu 1,5 Meter langen Kriechtrieben. Diese bilden fallweise sprossbürtige Wurzeln und können so der vegetativen Vermehrung dienen. Zahlreiche Einzelfrüchte sind in einem runden Fruchtstand vereint und bildet kugelige „Kletten“ mit einem Durchmesser von 20–30 mm. Blütezeit Mai bis Juli.
 

Nutzung:

Das Neuseeland-Stachelnüsschen, auch Piripiri-Stachelnüsschen genannt, wird in der Gartengestaltung seit Ende des 19. Jahrhunderts vor allem als Bodendecker, zur Dachbegrünung, als Rasenersatz und zur Grabgestaltung genutzt (Jäger & al. 2008). Besonders die Verwendung zur Dachbegrünung wird zukünftig für eine verstärkte Ausbreitung sorgen, weil Wind und Vögel die „Klettenfrüchte“ weit vertragen können.
 

Ausbreitung:

Beheimatet ist die Art in Ostaustralien, Tasmanien und Neuseeland. Sie besiedelt hier unterschiedliche Habitate wie Dünen, Felsen, Grasland, offenes Buschwerk und Wegränder. Das genaue Ursprungsgebiet ist nicht bekannt, weil das Neuseeland-Stachelnüsschen ausbreitungsfreudig ist und spontane Hybriden mit anderen Acaena-Arten bildet. Die Widerhaken an den Stacheln der Diasporen erlauben eine effektive Haftung an Kleidungsstücken, Fellen und Federn. Bei Vergleichstests erreicht A. novae-zelandiae Spitzenwerte in Bezug auf die Menge der haftenden Diasporen wie auch bei der Dauer des Anhaftens (Ansong & Pickering 2016). Wenn sich einzelne Köpfchen miteinander verhaken und so größere Aggregate bilden, ist auch eine Fernausbreitung durch Wind und Wasser möglich (Lee & al. 2001).
Eindämmungsversuche in England haben gezeigt, dass die mehrfache Bodenbearbeitung mit einer Umkehrfräse und anschließendem Ausrechen der Pflanzenteile erfolgreich bei der Eindämmung der Art ist. Wenig effektiv, vor allem aber aus Umweltdenken nicht praktikabel, zeigte sich der mehrfache Einsatz von Herbiziden. Das mehrmalige tiefe Abmähen von Stachelnüsschen-Flächen vor der Blüte verhindert eine weitere generative Vermehrung. Zieht man zur Fruchtreife einen Teppich über die Pflanzenbestände, können damit große Teile der Früchte entfernt werden, die Pflanzen selbst bleiben aber unbehelligt. Eine Beweidung stachelnüsschenbesetzter Flächen kann zu einer Eindämmung weiterer vegetativer Ausbreitung führen, die Gefahr einer Verschleppung der Samen durch Weidetiere ist dann aber gegeben. Das Abbrennen solcher Flächen hat zu einer verstärkten Dominanz des Stachelnüsschens und zu einem Absterben der anderen Lebewesen geführt und kann getrost als äußerst ungeeignet bezeichnet werden. Ebenfalls verworfen wurde eine Bekämpfung durch biologische Kontrolle mit einer Blattwespe aus Chile, die um 1900 probeweise Anwendung fand.
In Mitteleuropa halten sich subspontane Vorkommen zurück. Eine Nutzung der Art als Zierpflanze sollte in Sandgebieten wie etwa im Gebiet Mainz unterbleiben, das zeigen Erfahrungen im englischen Naturschutzgebiet Lindisfarne, wo sich das Neuseeland-Stachelnüsschen unkontrolliert ausbreitet und die eingeleiteten Bekämpfungsversuche fehlschlugen.
Die Pflanzen frieren in Mitteleuropa (noch) regelmäßig zurück, erholen sich aber rasch und können im Jahr Triebe bis zu einem halben Meter hervorbringen.
DEUTSCHLAND:
Vorübergehend bei Arzberg-Oschwitz, Hohenberg an der Eger und Waldsassen in Bayern (Breitfeld & al. 2021, Lippert & Meierott 2018). Eine Fundangabe für NRW wird in der deutschen Florenliste (Hand & Thieme 2023) als fraglich geführt.
ÖSTERREICH:
Im Botanischen Garten Klagenfurt in Kärnten (Eberwein 2019). Die Fundangabe wird bei Glaser & al. (2025) nicht genannt.
SCHWEIZ: ---
ANDERE LÄNDER:
Eingebürgert in Großbritannien (Kurtto & al. 2004), Irland (Kurtto & al. 2004) und Kalifornien. In Europa scheint die Art erstmals 1863, acht Jahre vor ihrer Beschreibung, im Königlichen Botanischen Garten Kew auf. Erste subspontane Vorkommen sind ebenfalls aus England von 1901 bekannt, die im Zuge von Wolllieferungen entstanden. Während frühe Nachweise auf Küstengebiete konzentriert waren, breitet sich A. novae-zelandiae nun in sämtlichen zentralen Bereichen Englands aus. Mittlerweile gibt es Nachweise aus 138 Quadranten (10 × 10 km) der britischen Florenkartierung. Aufgrund derzeit vorliegender Daten erfolgte die Zuweisung der höchsten Gefahrenstufe „critical“. In Nordamerika wurde die Art im Jahr 1968 eingeschleppt und breitet sich speziell in Kalifornien und Oregon aus. Es ist dort als „noxious weed“ eingestuft. In Kalifornien ist die Einfuhr von A. novae-zelandiae verboten (A-rated pest subject to state) und auftretende Vorkommen müssen entfernt werden (Lionakis-Meyer & Effenberger 2010). Auch in Westaustralien gilt die Art als invasiv (Dehnen-Schmutz 2015).



 

Weitere Arten:

Acaena anserinifolia

Aus Neuseeland kommt das Gänse-Stachelnüsschen, Acaena anserinifolia, das seit 1796 als Bodendecker oder in Steingärten kultiviert wird (Jäger & al. 2008) und vereinzelt daraus verwildert, so in der Wilhelma und in Hohenheim in Stuttgart in Baden-Württemberg (Böcker & al. 2017). Verwildert auch in Großbritannien (Kurtto & al. 2004) und Irland (Kurtto & al. 2004).
 

Acaena buchananii

Das Buchanan-Stachelnüsschen, Acaena buchananii, ist in Neuseeland beheimatet und wird in der Gartengestaltung seit 1895 als Bodendecker genutzt (Jäger & al. 2008). Benannt ist die Art zu Ehren des schottischen Arztes, Zoologens, Botanikers und Forschungsreisenden Francis Buchanan (1762−1829), Direktor des Botanischen Gartens in Kalkutta. Buchanan diente zunächst als Schiffsarzt in der britischen Marine, dann ab 1794 als Kolonialarzt in der Ostindien-Kompanie und lebte aus Gesundheitsgründen ab 1815 wieder in Schottland. Er botanisierte in Nepal, Burma und auf den Adamanen und beschrieb die Fische aus dem Ganges (Burkhardt 2018).
Das Buchanan-Stachelnüsschen verwildert zuweilen aus der Gartenkultur, so im Botanischen Garten Braunschweig in Niedersachsen (Brandes 2016), in Bochum-Stiepel, Niederkassel und Bonn in Nordrhein-Westfalen (Jagel 2021, BBV 2015, Gorissen 2015). Der Fund für Niedersachsen wird in der deutschen Florenliste (Hand & Thieme 2023) als fraglich geführt. Die Fundmeldung für Schleswig-Holstein auf Helgoland (Theisinger & Hebbel 2022) betrifft einen Vorgarten und findet deshalb hier keinen Eingang. In Österreich bei Forchach in Nordtirol (Polatschek & Neuner 2013). Der Erstnachweis für Österreich erfolgte 2008 (Glaser & al. 2025).  

Acaena caesiiglauca

Das Blaugraue Stachelnüsschen, Acaena caesiiglauca, ist im südlichen Neuseeland beheimatet, wird seit 1924 selten als Zierpflanze genutzt (Jäger & al. 2008) und fand sich im Gebiet 2015 auf den Friedhöfen Witten-Rüdinghausen, 2015 in Bochum-Stiepel, 2020 am Alten Friedhof Heikel, 2020 am Abtei-Friedhof Duisburg-Hamborn und 2020 am Friedhof Essen-Altendorf in Nordrhein-Westfalen verwildert (BBV 2015, Jagel 2021, BBV 2021).
 

Acaena inermis

Ebenfalls aus Neuseeland stammt das Wehrlose Stachelnüsschen, Acaena inermis, das bei uns als Bodendecker oder zur Trogbepflanzung genutzt wird und gelegentlich daraus entflieht.
 
2002 wurde im Rasen vor der Mittelschule Obernberg am Inn in Oberösterreich ein größerer Bestand gefunden (Hohla 2006). Dieses Vorkommen könnte durch eine Rasenansaat entstanden sein oder eine Verwilderung aus Blumenbeeten darstellen, die sich etwa 20 Jahre zuvor dort in der Nähe befanden. Inzwischen wurde die Schule saniert und die Rasenfläche existiert nicht mehr. Ein weiteres verwildertes Acaena-Vorkommen wurde 2021 an einem Straßenrand und im angrenzenden Garten in Geinberg gefunden (Hohla 2022). Auch in St. Michael im Salzburger Lungau (Stöhr & al. 2004). Der Erstnachweis für Österreich erfolgte 2002 (Glaser & al. 2025). Verwildert auch in Großbritannien (Kurtto & al. 2004).

Acaena magellanica

Das Magellan-Stachelnüsschen, Acaena magellanica, ist in Patagonien und Feuerland beheimatet, wird als Bodendecker in Gärten und auf Friedhöfen genutzt und verwildert daraus sehr vereinzelt, so 2012 in Aachen in Nordrhein-Westfalen (Breitfeld & al. 2021) und 2013 in Markneukirchen und 2008 in Adorf-Remtengrün in Sachsen (Breitfeld 2021).
 

Acaena microphylla

Das Kleinblättrige Stachelnüsschen, Acaena microphylla, stammt aus Neuseeland. Es findet sich seit etwa 1875 in gärtnerischer Kultur (Jäger & al. 2008) und wird in Sorten wie `Kupferteppich´, `Pulchella´ oder `Dichte Matte´ (ISU 2016) als Bodendecker kultiviert.

 
Subspontan in Salzburg-Stadt in der Maria-Cebotari-Straße, der Berchtesgadener Straße und am Kommunalfriedhof (Walter & al. 2002, Pilsl & al. 2002, Pilsl & al. 2008). Der Erstnachweis für Österreich erfolgte 1997 (Glaser & al. 2025). Subspontan auch in den Niederlanden (FLORON 2021).

Quellen:

Ansong M. & Pickering C. (2016): The effects of seed traits and fabric type on the retention of seed on different types of clothing. – Basic and Applied Ecology 17(6): 516–526. (http://dx.doi.org/10.1016/j.baae.2016.03.002)

BBV-Bochumer Botanischer Verein (2015): Beiträge zur Flora Nordrhein-Westfalens aus dem Jahr 2015 – Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 7: 103–141.

BBV-Bochumer Botanischer Verein (2021): Beiträge zur Flora Nordrhein-Westfalens aus dem Jahr 2020 - Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 12: 199-278.

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Burkhardt L. (2018): Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen Teil 1 - https://www.bgbm.org/sites/default/files/
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Dehnen-Schmutz K. (2015): Pirri-pirri-burr (Acaena novae-zelandiae). Rapid risk assessment summary sheet. – York, UK: NNSS Non-native Species Secretariat. (https:// secure.fera.defra.gov.uk/nonnativespecies/
downloadDocument.cfm?id=1404)

Eberwein, R. K. (2019): Pflanzen mit invasivem Potenzial in Botanischen Gärten XVI: Acaena novae-zelandiae (Rosaceae). – Carinthia II, 129/1: 7 – 14.

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